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Aktuelle Meldung



27.06.2014 - Kategorie: ELKRAS

Studienreise Westsibirien: Zehn Tage und sechs Gemeinden




Im Jahr 2014 gab es wieder eine Martin-Luther-Bund-Reise in Gemeinden einer Partnerkirche. Diesmal in die westsibirische Tiefebene in die Gemeinden Jekaterinburg, Tscheljabinsk, Tjumen, Asowo, Omsk und Tomsk der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten.



Eine fröhliche Reisegruppe â€¦ – Bild: MLB

Die Christusstatue in Tscheljabinsk: »Ich lebe, und ihr werdet auch leben« (Johannes 14,19) – Bild: MLB

24 Personen haben diese von Lloyd Touristik, Bremerhaven, hervorragend vorbereitete Reise mitgemacht, die ganz unterschiedlichste und ĂĽberwältigende EindrĂĽcke vermittelt hat. Jetzt seien nur kurz die sechs Gemeinden charakterisiert, die wir besuchen konnten:

 

Jekaterinburg: Aktive Gemeindeverantwortliche bereiteten unserer Gruppe einen herzlichen Empfang in den angemieteten Räumen in der Uralskaja-StraĂźe 76. Vorher hatten wir zwei wichtige Orte besucht: Das modernere Gebäude gegenĂĽber der Oper, an dessen Stelle die Kirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde vor ihrer Zerstörung gestanden hatte, und auf dem Parkgelände des frĂĽheren lutherischen Friedhofs den Platz, auf dem bald die Bauarbeiten fĂĽr die Errichtung des Kirchengebäudes beginnen sollen, fĂĽr die wir uns als Martin-Luther-Bund stark engagieren. Schon in diesem ersten Gespräch in einer Gemeinde wurde die Vielfalt der Gemeindegruppen und -aktivitäten deutlich, die dann bald im eigenen Gebäude Heimat finden werden – Kindergruppen, Jugendliche, Bibelkreis, Chor, Sozial- und Diakoniearbeit. So wirkt die Gemeinde sehr anerkannt in die Gesellschaft hinein.

 

Tscheljabinsk: Das schöne, vom örtlichen russlanddeutschen Unternehmer Wladimir Gro gespendete Kirchengebäude in der Tscherkasskaja-StraĂźe 2g konnte unsere Gruppe fĂĽr eine Andacht und fĂĽr intensives Gespräch mit Mitarbeitern der Gemeinde nutzen. Hier stand auch Bischof Otto Schaude zur VerfĂĽgung, der lebendig ĂĽber die unterschiedliche Arbeit der Gesamtkirche in Ural, Sibirien und Ferner Osten berichtete. Besonders bewegend war die Partnerschaft zur römisch-katholischen Kirchengemeinde, mit der frĂĽher ein Bethaus geteilt worden war. Nicht weit von der lutherischen Kirche steht deren Kirche mit einem Denkmal fĂĽr alle, die vor Jahrzehnten auf diesem Gelände als Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene gelebt und gearbeitet haben und umgekommen sind. Die Christusstatue ist mit den Worten umgeben: »Ich lebe, und ihr werdet auch leben« (Johannes 14,19).

 

Tjumen: Hier fuhr unser Sightseeing-Bus auf der HauptstraĂźe, Respubliki 83, vor einem Geschäftshaus vor. Dort hat die Gemeinde einen Raum als BĂĽro gemietet. Das ist ihr Zuhause. Wir wurden aber gleich in das Kaffee im Erdgeschoss rechts geleitet. Dort war alles fĂĽr die Vorstellung der Gemeinde und unser Gespräch mit ihr vorbereitet. Im Rahmen der Präsentation verstanden wir, dass alle Gottesdienste der Gemeinde in diesem Kaffee stattfinden können – und noch in einem anderen Raum in der Stadt â€“, die kostenlos zur VerfĂĽgung gestellt werden. Lange war aus Deutschland Pfarrer Braun in der Gemeinde tätig. Ein Schwergewicht hat die Arbeit mit den Kindern, die fröhliche Programme zu Weihnachten und zu Ostern proben und in der Gemeinde darbieten.

 

Asowo: Am Sonntag, 22. Juni, waren wir zuerst im Gottesdienst in Asowo, im russlanddeutschen Rayon. Die Gemeinde hatte das Haus im letzten Jahr innen renoviert und den Gottesdienst- und Versammlungsraum durch die Herausnahme einer Wand schön vergrößert. So war jetzt genug Platz fĂĽr alle Gemeindeglieder und unsere Reisegruppe. Die Gemeindeleiterin, Frau Lydia, hat den Gottesdienst ernst und ĂĽberzeugend geleitet. Sie erzählte dann, dass bei den Renovationsarbeiten auch Handwerker mitgeholfen haben, die zurzeit in einem Alkoholikerheim therapiert werden und meist schon auf eine kriminelle Vergangenheit zurĂĽcksehen – bedingt durch die Macht des Teufels Alkohol. Da war es genau richtig gewesen, dass in der Predigt das Zeugnis der Abstinenz in den Gemeinden hervorgehoben worden war.

 

Nachmittags war dann Gottesdienst in Omsk im Christus-Kirchen-Zentrum, in dem Pfarrer i.R. Dr. Pál FĂłnyad, Wien, predigte, der mit zur Reisegruppe gehörte. Vor wenigen Wochen hatte die Gemeinde das zwanzigste Jubiläum des Zentrums gefeiert. In einer guten Ausstellung wird die Geschichte einer lutherischen Gemeinde seit den Anfängen im 18. Jahrhundert in Omsk lebendig. Am Vorabend waren wir schon zu einem intensiven Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde in diesem Christus-Kirchen-Zentrum zusammen gekommen, aus dem auch deutlich wurde, wie viele kleine Gemeinden es im Umfeld der Stadt gibt – so zum Beispiel in Fominofka 2, die gerade ihr Bethaus renoviert.

 

Tomsk: Und der Besuch dort war ein besonderer Abschluss dieser Reise. Der jugendliche Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Herr Schmidt, und mehrere ältere Damen, begrüßten uns herzlich, schlossen uns das Kirchengebäude auf und führten uns in dieses besondere »Juwel« – die schöne neu gebaute Holzkirche, die Bundeskanzlerin Angela Merkel 2006 kurz nach der Fertigstellung besucht hatte. Hier waren besonders zwei Zeugnisse bewegend: Ein Gemeindemitglied erzählte von den Schwierigkeiten und Verfolgungen in der Vergangenheit – deren Mutter zum Beispiel verurteilt worden war, weil sie eine Bibel besaß. Auf der anderen Seite berichtete eine junge Frau davon, wie sie die Arbeit mit Kindern aufbaut und in Zusammenarbeit mit dem russisch-deutschen Zentrum in der Stadt, das nicht weit weg liegt, organisiert.

 

Wir erfuhren auch, dass dieses schöne Kirchengebäude nicht im Besitz der Gemeinde ist; sie ist dort nur »Untermieterin«. Eigentümerin ist die örtliche Gemeinde der Sibirischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, von der aber leider kein Vertreter zu unserer Gruppe gekommen ist. Die Organistin aber, die unseren Gesang begleitete, berichtete, dass sie für beide Gemeinden in den Gottesdiensten spielt und dass die Lieder größtenteils identisch sind – es also doch eine tiefe Gemeinschaft gibt. Wir haben der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass diese Gemeinschaft in Zukunft auch in praktischen Dingen gestaltet werden wird.