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Aktuelle Meldung



28.06.2012 - Kategorie: Aktuelles (Startseite)

Friedrich König verstorben




In Erinnerung an gute Zusammenarbeit vor langer Zeit ist es uns im Martin-Luther-Bund ein besonderes Bedürfnis, darauf hinzuweisen, dass Herr Friedrich König im Alter von 85 Jahren am 19. Mai 2012 in Genf verstarb. Wir möchten mit dieser Nachricht dem jahrzehntelangen Leiter des deutschsprachigen Pressebüros des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Genf, das wöchentlich den Pressedienst »Lutherische Welt-Information« (LWI) herausgab, ein Zeichen des Gedächtnisses setzen.



Gerhard Thomas, Theologe und Chefredakteur kirchlicher Zeitungen in der damaligen DDR, der zu mehreren Jahren der Mitarbeit im Stab des Lutherischen Weltbundes in Genf gewesen war, würdigt den Verstorbenen in der »Mecklenburgischen & Pommerschen Kirchenzeitung« vom 17. Juni 2012:

 

»In den Zeiten des Kalten Krieges, als die Machtblöcke in Europa sich gegenseitig mit Atomraketen bedrohten, war der LWI ein wichtiges Organ des Brückenbaus, der Kommunikation und gegenseitigen fairen, wahrhaftigen Information über den ›Eisernen Vorhang‹ hinweg.

Der LWB sah unter seinem unvergessenen Generalsekretär Carl Mau im Kontakt zu den lutherischen Kirchen im damaligen Ostblock einen Schwerpunkt seiner Arbeit, um ihre politisch bedingte Isolation durch Teilhabe an der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft zu überwinden.

Friedrich König tat das auf seinem Arbeitsgebiet mit den Mitteln eines unabhängigen, wahrhaftigen Journalismus und mit kreativer Phantasie ganz zielstrebig und so kühn, dass diplomatisch vorsichtige Kirchenleitungen ihn zuweilen gerne gebremst hätten. Aber da kannten sie Friedrich König schlecht. Was er aus christlicher Verantwortung als richtig und wichtig ansah, das betrieb er auch mit aller Konsequenz. Oft reiste er in die Länder Osteuropas, knüpfte Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen in den lutherischen Kirchen … bis tief in die Sowjetunion hinein.

… seine für die damalige politische Lage in Europa kühnste Idee hob er in Mecklenburg aus der Taufe. 1977 fand in Güstrow, ein wenig sogar an den kirchlichen Institutionen vorbei, die Gründungsversammlung des ›Kommunikationsausschusses lutherischer Minderheitskirchen in Europa‹, bekannter unter dem Kürzel ›KALME‹, statt. Ihm gehörten die Pressevertreter der Kirchen an. Unglaublich viel konnte der KALME bis zu den friedlichen Revolutionen in Osteuropa tun, um ›Annäherung durch Verständigung‹ zu fördern …

… Mit allen, die ihn kannten und schätzten, danke ich ihm für sein engagiertes Eintreten für Frieden und für Gerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft.«

 

Bei Eintritt in seinen Ruhestand 1990 hatte Friedrich König ein knappes Resümee formuliert: »Viele Jahre hindurch hat die ›Lutherische Welt-Information‹ in Ländern mit kommunistisch gelenkter Presse eine Idee von evangelischer Geistesfreiheit vermittelt und so denen Mut gemacht, die auf eine Wende hofften. … Geschätzt wird nicht nur von Journalisten, dass die LWI gelegentlich auch selbstkritisch zu Vorgängen in Kirchen und Weltbund berichten. Das macht unsere Glaubwürdigkeit aus und ist ein wesentliches Merkmal evangelischer christlicher Publizistik, die wir Journalisten in delegierter Verantwortung für die Kirche wahrnehmen.«

 

Ich selbst habe als damaliger Pfarrer aus der DDR ab Herbst 1982 während mehr als zwei Jahren der Tätigkeit für Generalsekretär Carl Mau in Genf Friedrich König als verlässlichen und hilfsbereiten Kollegen, als hervorragenden Journalisten – motiviert von christlicher Wahrheitssuche und ausgerichtet auf die korrekte Dokumentation – und als verantwortlichen Verknüpfer von Informationen und Beurteilungen erlebt. Besonders erinnere ich daran, dass Friedrich König während der VII. Vollversammlung des LWB in Budapest, Juli bis August 1984, die Pressearbeit geleitet hat.

Dr. Rainer Stahl