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Aktuelle Meldung



23.06.2010 - Kategorie: ELKRAS

ELKRAS/ELKUSFO: Lebendige Gemeinden hinter dem Ural




Vom 7. bis 11. Juni 2010 führte eine wichtige Beratung in der Gemeinde Krasnoturinsk den Generalsekretär des Martin-Luther-Bundes, Pfarrer Dr. Rainer Stahl, hinter den Ural. Er war zu einer Sitzung des »Runden Tisches Sibirien« dorthin eingeladen, um zusammen mit anderen Partnern aktuelle Baufragen zum Gemeindezentrum in Krasnoturinsk zu besprechen. Dieser Besuch war auch deshalb so wichtig, weil August Kruse, der Gemeindepfarrer von Krasnoturinsk, zugleich Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland und Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten ist.



Das Gemeindezentrum in Krasnoturinsk – Foto: Stahl

Endlose Reihen von Namen: das Mahnmal für die Opfer der Trudarmee – Foto: Stahl

Es kamen zu diesem Besuch zusammen: seitens der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers OLKR Kiefer und Herr Fischer aus dem Landeskirchenamt, seitens des Kirchenamts der EKD OKR Hübner, seitens des Gustav-Adolf-Werkes Generalsekretär Pfarrer Haaks. Außerdem war die Gemeinschaft der Liebenzeller Mission vertreten, die in den Gemeinden des Ural-Gebietes besonders aktiv ist.

 

Neben den Beratungen zum Kirchbau in Krasnoturinsk nahm der Besucherkreis an einer Sitzung des Konsistoriums der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten teil, die ebenfalls in Krasnoturinsk stattfand.

 

Dr. Stahl konnte als Gaben des Martin-Luther-Bundes ein Kirchenabenmahlsgerät und ein Altarkreuz mit zwei Leuchtern überreichen. Am Mittwoch, dem 9. Juni, fand abends ein zahlreich besuchter Gottesdienst statt, so dass der Kirchenraum bis auf den letzten Platz besetzt war. Pfarrer Dr. Stahl predigte zu Psalm 127,1 (»Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der Herr nicht die Stadt behütetet, wo wacht der Wächter umsonst.«) und OLKR Kiefer, OKR Hübner und Pfarrer Haaks teilten zusammen mit Erzbischof Kruse das Heilige Abendmahl aus.

 

Es wurden im Ergebnis der Beratungen wichtige Absprachen über die Unterstützung der weiteren Arbeiten am Gemeindezentrum vereinbart. Dr. Stahl konnte als Förderung seitens des Martin-Luther-Bundes einen Geldbetrag in Krasnoturinsk direkt übergeben, mit dessen Hilfe notwendige Bohrungen auf dem Grundstück vorgenommen werden können, um die Feuchtigkeitssituation zu prüfen. Alle Beteiligten hoffen, dass diese Untersuchung keine gravierenden Probleme erkennen lässt, so dass die weiteren Investitionen direkt beim Ausbau des ersten Stockwerkes vorgenommen werden können.

 

Beeindruckend war beim Rundgang durch die Stadt der Besuch des Denkmals für die Opfer der Trudarmija in Krasnoturinsk. Es waren Deutschstämmige aus der damaligen Sowjetunion hierher in den Norden des Ural deportiert, in einem Arbeitslager interniert und beim Aufbau des Aluminiumwerkes eingesetzt worden. Die lange Liste der Namen der Opfer ließ uns Gäste stumm werden: »Denkmal für die umgekommenen Trudarmeeangehörigen in der Zeit des Großen Vaterländischen Krieges. Eröffnet am 5. 5. 1995. Begründet durch Weiss, Iwan Filippowitsch, Vorsitzender der deutschen Gemeinde ›Wiedergeburt‹.«

 

Bewegend war auch in Jekaterinburg der Besuch der heutigen Räume der evangelisch-lutherischen Gemeinde, die allmonatlich eine hohe Miete für diese Etage bezahlen muss. Deshalb arbeitet sie schon seit Jahren daran, von der Stadt ein Grundstück für den Bau einer eigenen Kirche zugewiesen zu bekommen, denn in den fünfziger Jahren war das ursprüngliche Gebäude der evangelisch-lutherischen Peter-und-Pauls-Kirche abgerissen worden. Seit 2002 erinnert eine Gedenktafel an diese Kirche. Bislang haben diese Bemühungen noch zu keinem Ergebnis geführt. Zusammen mit der Gemeinde hoffen wir, dass bald ein Grundstück zur Verfügung gestellt wird, damit der Aufbau eines eigenen Kirchen- und Gemeindegebäudes beginnen kann.

 

Ein besonderer Aspekt des Aufenthalts in Jekaterinburg war der Besuch der Gedenkstätte und Gedenkkirche an dem Ort, an dem das Haus gestanden hatte, in dem die letzte Zarenfamilie wohnte und im Keller erschossen worden ist, und an der Stelle in Ganina Jama, an der die sterblichen Ãœberreste verscharrt worden waren. Längst sind die erhalten gebliebenen Knochen der Familie und des Leibarztes von der Waldstelle gehoben, identifiziert und in der Zaren-Begräbnis-Kirche in St. Petersburg bestattet worden.