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Aktuelle Meldung21.02.2008 - Kategorie: LD online, Namibia
LD ONLINE: Lutheraner in NamibiaInterview mit Bischof Erich Hertel (DELK)
Auszug aus dem »Lutherischen Dienst« 1/2008 Am Rande der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) am 23. November 2007 in Goslar führte der Generalsekretär des Martin-Luther-Bundes, Dr. Rainer Stahl, ein Gespräch mit Bischof Erich Hertel von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia (DELK).
Sehr geehrter Herr Bischof, lieber Bruder Hertel, seit gut eineinhalb Jahren sind Sie Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia (Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche). Wie waren Ihre ersten Erfahrungen?
Ich überbringe zunächst herzliche und geschwisterliche Grüße aus Namibia an den Kreis der Leserinnen und Leser des »Lutherischen Dienstes« in der großen Gemeinschaft des Martin-Luther-Bundes.
Seit Mai 2006 nehme ich eine doppelte Aufgabe wahr: Zu 50% bin ich Pfarrer in der Gemeinde Windhoek und zu 50% in der Kirchenleitung tätig. Ich predige sehr gern und möchte bewusst die Verbindung zur Gemeinde bewahren. Deshalb ist mir dieser doppelte Dienstauftrag besonders wichtig.
Seit der Einführung als Bischof lerne ich ganz neu die Struktur unserer Kirche kennen. Wir bestehen aus 14 Gemeinden und haben sieben Pfarrstellen. Neben der Gemeindearbeit hat die Rundfunkarbeit für unsere Kirche eine große Bedeutung. Es gibt nämlich einen deutschsprachigen staatlichen Rundfunk, der täglich Sendungen von 6.00 Uhr bis 21.00 Uhr sendet. Dabei sind wir als Kirche sehr stark vertreten: in der täglichen Morgenandacht und Abendandacht, mit Sonntagspredigten, mit geistlicher Musik und mit Berichten aus der Welt des Glaubens. Sie merken, dass wir da viel erarbeiten und bereitstellen müssen.
Viele haben zwar schon den Namen Ihrer Kirche gehört, verbinden aber vielleicht nur wenige Kenntnisse damit. Bitte nennen Sie einige wichtige Aspekte der Geschichte Ihrer Kirche.
Letztlich wurzelt unsere Kirche in der Missionsarbeit der Rheinischen Kirche, die etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts als lutherische Arbeit im Gebiet des heutigen Namibia begann. Als dann ab 1884 dieses Territorium als deutsche Kolonie »Südwest-Afrika« existierte, erfolgte eine Einwanderungsbewegung von Deutschen, die die Anfänge unserer heutigen Kirche mitbestimmten.
Es hatte nämlich nicht recht geklappt, dass die Missionare der Rheinischen Mission auch Aufgaben an den deutschen Siedlern übernahmen. Deshalb wurden ab 1895 deutsche Pastoren und Pfarrer entsandt. 1915 endete die deutsche Kolonialherrschaft, und unser Territorium wurde südafrikanisches Protektorat. Das bedeutete für die Deutschen einen großen Einschnitt. Es kam zu Internierungen, und die deutsche Sprache wurde verboten. Erst mit dem Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts kam es zu Lockerungen.
Die Gemeinden, die sich in rascher Folge in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts gebildet hatten, gründeten 1960 die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Südwestafrika. Sie hat sich dann 1992 in die Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (DELK) umbenannt. Die Abkürzung DELK (Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche) benennt dabei unsere Wurzeln. Der eigentliche Name soll zum Ausdruck bringen, dass wir eine lokale und einheimische Kirche in Namibia sind. Kirche für Namibia und deutsche Wurzeln – beides wird miteinander verbunden.
2010 werden wir unser 50-jähriges Jubiläum als Kirche feiern. Gleichzeitig wird unsere Christuskirche in Windhoek – ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt – ihr 100-jähriges Jubiläum begehen können.
Unsere Kirche ist über das ganze Land verteilt – von Lüderitzbucht im Süden bis nach Tsumeb im Norden.
In welcher kirchlichen Gemeinschaft lebt und wirkt Ihre Kirche in Namibia, und wie sind die Beziehungen in dieser Gemeinschaft?
Unsere Kirche ist eine von drei evangelisch-lutherischen Kirchen in Namibia. Zuerst ist die »Evangelical Lutheran Church in the Republic of Namibia« zu nennen, deren Bischof Dr. Zephania Kameeta ist. Diese Kirche war früher die Rheinische Missionskirche, vor etwa einem halben Jahr hat sie ihr 50-jähriges Jubiläum der Unabhängigkeit von der Mutterkirche begangen. Zu ihr gehören ca. 350.000 Gemeindeglieder: Hereros, Namas, Damaras und Angehörige anderer Volksgruppen.
Sodann gibt es die »Evangelical Lutheran Church in Namibia« mit Bischof Dr. Tomas Shivute als leitendem Bischof, die zwei Diözesen hat. Sie ist mit ihren heute 600.000 Gemeindegliedern aus der finnischen Mission hervorgegangen und vor allem im Norden unter dem Volk der Ovambo vertreten.
Unsere Kirche ist mit 6000 eingeschriebenen Gemeindegliedern natürlich sehr klein. Wir haben aber einen deutlich größeren Einflussbereich. Zu uns kommen Menschen in den Gottesdienst, die sich durch unsere Verkündigung ansprechen lassen. So sind z.B. bei den Farmgottesdiensten immer auch viele Teilnehmer dabei, die nicht zu unserer Gemeinde am Ort gehören. Und diese Gottesdienste werden in deutscher Sprache durchgeführt, die auch viele über den Bereich unserer Gemeindeglieder hinaus verstehen und sprechen.
Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es Einigungsbemühungen zwischen unseren drei Kirchen. Wegen des Apartheidregimes und politischer Unstimmigkeiten sind diese aber gescheitert. Danach haben wir neu begonnen: 1992 wurde ein Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes gegründet, das die Aufgabe hatte, die Einheitsbemühungen voranzutreiben. Pastorin Angela Veii ist dafür als Leiterin des Nationalkomitees angestellt worden.
Ende 2006 löste sich das Nationalkomitee auf, um Raum zu schaffen für die in langen Verhandlungen erarbeitete Vereinte Kirchenleitung der drei lutherischen Kirchen. Wir sind sehr dankbar für diesen zukunftsweisenden Schritt.
Drei Funktionen gibt es in dieser Kirchenleitung: den Leitenden Bischof, den Sekretär und den Schatzmeister. Jeweils für zwei Jahre werden diese Funktionen von je einem Funktionsträger aus jeder der drei Kirchen rotationsmäßig wahrgenommen. Die Arbeit hat mit viel gegenseitigem Vertrauen begonnen.
So gibt es jährlich drei Partnerschaftsgottesdienste, bei denen die Gemeinden der drei Kirchen am Ort gemeinsam Gottesdienst feiern. Wo nur eine oder nur zwei Kirchen am Ort mit Gemeinden vertreten sind – z.B. sind im Norden unseres Landes an vielen Orten ausschließlich Gemeinden der Evangelical-Lutheran Church in Namibia vertreten – werden diese Gottesdienste aber auch durchgeführt. Dabei wird an die beiden anderen Partner gedacht. Und man kann ja auch füreinander Kollekten sammeln, wenn die Partner an anderen Orten leben und Zeugnis geben.
Drei- bis viermal trifft sich diese Kirchenleitung im Jahr zu gemeinsamen Beratungen. Dabei werden gemeinsame Projekte miteinander abgestimmt, Aktionen geplant und vor allem versucht, zu den mannigfachen Problemen und Herausforderungen des Landes mit einer Stimme Stellung zu nehmen. Dabei müssen Sie sich bewusst machen, dass unsere drei Kirchen zusammen mehr als 50% der Bevölkerung von Namibia umfassen.
Im »Lutherischen Dienst« (Heft 3/2006) hatten wir von Ihrer Amtseinführung und der Übernahme der Aufgaben von Bischof Reinhard Keding berichtet. Wie sehen Sie aus Ihrem Blick die Zusammenarbeit zwischen Ihrer Kirche und dem Martin-Luther-Bund?
Für die gute Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Literaturbeschaffung sind wir dem Martin-Luther-Bund und besonders seinem »Sendschriften-Hilfswerk« sehr dankbar. Deutschsprachige theologische Literatur wird bei uns sehr gebraucht, kann aber nicht im Land gekauft werden. Deshalb ist der Kauf in Deutschland und der Versand nach Namibia für uns eine große Unterstützung. Dadurch wird vielen unserer Laienmitglieder geholfen und besonders unseren Laienpredigern. Die Laienprediger erarbeiten sich eine eigene Predigt, wenn sie in einer Gemeinde Dienst haben, und brauchen dafür gute Literatur – Predigtbände, Predigtmeditationen, Literatur zu biblischen Büchern, auch einfache Kommentare (denn mit den alten Sprachen Hebräisch und Griechisch können unsere Laienprediger natürlich nicht arbeiten).
Ganz wichtig ist es auch, an zentralen Orten eine kleine Bibliothek aufzubauen, die von den Laienpredigern besucht werden kann, damit sie nicht von der Literatur abhängig sind, die sie sich bei ihrem Pfarrer einmal kurz ausleihen können. Für sechs Prediger der Region soll eine solche Bibliothek in Windhoek eingerichtet werden. Dafür werden wir die Hilfe von Martin-Luther-Bund und Sendschriften-Hilfswerk erbitten.
Die Gemeinschaft, die der Martin-Luther-Bund für uns vermittelt, ist uns sehr wichtig. Wir danken Ihnen und allen Kolleginnen und Kollegen in der Zentrale für Ihre Unterstützung. Besonders bitte ich Sie, bei der kommenden Bundesversammlung meine besten Grüße auszurichten, ist unsere Kirche doch als ausländischer Gliedverein Mitglied des Martin-Luther-Bundes. Sehr hoffe ich, dass Sie verstehen können, dass wir wegen der großen Distanz zwischen Mitteleuropa und Südafrika nicht an den Bundesversammlungen teilnehmen können. Im Geist sind wir Ihnen aber sehr verbunden.
Link: » Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (ELKIN-DELK) Auszug aus dem »Lutherischen Dienst« 1/2008. Wenn Sie die weiteren Artikel lesen möchten mit Berichten aus Sibirien (»Gottes Ökonomie in Sibirien. Eindrücke einer Sibirienreise« von Andreas Siemens), aus Brasilien (»São Luis in Maranhão. Hoffnungen und Schwierigkeiten einer jungen Gemeinde in Brasilien« von Stefan Krambeck und Gerhard Lachner), aus Georgien (»Fürchte dich nicht! Nu geschinia! Die Gemeinde Bolnisi in Georgien« von Heyke Walter) oder über »Ökumene im Umbruch« (von Norbert Denecke) lesen möchten, bestellen Sie den » Lutherischen Dienst kostenlos.
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