11.10.2021 - Kategorie: Ungarn
Der Leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn, Bischof Dr. Tamás Fabiny wurde bei der Bundesversammlung des Martin-Luther-Bundes in Wittenberg am 8. Oktober 2021 einstimmig zum neuen Präsidenten des Martin-Luther-Bundes gewählt.
Er tritt zum Jahreswechsel bei diesem Ehrenamt die Nachfolge von Pfarrer Dr. Carsten Rentzing an, der seit November 2020 als Beauftragter der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) für die Stärkung des Kontaktes zu den lutherischen Kirchen in Mittel- und Osteuropa tätig ist, wobei die Vorbereitung der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 2023 in Krakau/Polen derzeit im Mittelpunkt steht, eine Aufgabe, die Dr. Rentzing in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes wahrnimmt. Eng wird daher auch die Zusammenarbeit mit dem Martin-Luther-Bund bleiben.
Generalsekretär, scheidender und neuer Präsident des Martin-Luther-Bundes: Michael Hübner, Dr. Carsten Rentzing und Dr. Tamás Fabiny (v.l.) - Bild: Trieschmann
Das Colleg Wittenberg bot die besten Voraussetzungen für gelungene, ertragreiche Sitzungen. – Bild: Trieschmann
Vor dem Altar der Stadtkirche in Wittenberg: Dr. Carsten Rentzing und Dr. Tamás Fabiny – Bild: Trieschmann
Tamás Fabiny ist der Arbeit des Martin-Luther-Bundes bereits seit seiner Studienzeit Mitte der 1980er Jahre eng verbunden. Zu theologischen Studienaufenthalten war er in den Jahren 1984/85, später 1993/94 und 1997/98 in Erlangen, 1985/86 in Chicago (USA). In Erlangen wurde er 1998 im Fach Neues Testament (bei Prof. Dr. Jürgen Roloff) promoviert.
Fabiny wurde 1959 in Budapest als Sohn des Pfarrers und Kirchenhistorikers Tibor Fabiny geboren. Er studierte nach seiner Schulzeit evangelische Theologie. Sein Studium hat er 1982 beendet und war dann vier Jahre als Pfarrer in Siófok tätig. Danach war er 13 Jahre im Pfarramt im Budapester Stadtteil Kőbánya. 1998 bis 2005 wirkte er als Professor an der Evangelisch-Lutherischen Theologischen Universität in Budapest.
2005 wurde Fabiny zum Bischof der Norddiözese in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn gewählt. 2010 bis 2017 war er Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes für die Region Mittel- und Osteuropa. Fabiny ist außerdem der geschäftsführende Direktor der Christlich-jüdischen Gesellschaft in Ungarn. 2018 wurde er zum Leitenden Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn gewählt. Fabiny ist verheiratet und hat drei Kinder.
Bei der Bundesversammlung in Wittenberg berichtete Fabiny zunächst über die Herausforderungen für die lutherische Kirche in der Diaspora Ungarns angesichts der Covid-19-Pandemie. Er erinnerte zum Beispiel bei der Diakonie an den anfangs großen Mangel an Schutzmitteln und Hygiene-Ausstattung für die Klienten als auch das Personal. In einigen Fällen zogen die Mitarbeitenden für Wochen reihum mit in die Einrichtungen, um ihre Schützlinge durch diese Krisenzeit zu begleiten.
Bei den Schulen und Bildungseinrichtungen konnte die bereits zuvor gestartete Initiative zur Digitalisierung verstärkt werden. Beim gottesdienstlichen Leben gebot die gegenseitige Rücksichtnahme große Vorsicht, aber die sakramentale, real präsentische Leiblichkeit des Gottesdienstes ließ sich nicht ersetzen — trotz zahlreicher, fleißig in den Gemeinden vorbereiteter Angebote online. Mit aller Vorsicht geht die Kirche derzeit daran, den Neustart des kirchlichen Lebens unter den Geschichtspunkten Verlust, Gewinn und Chancen vorzubereiten.
Die Wahl Fabinys wurde aus der Mitte das Bundesversammlung lebhaft als Perspektivwechsel begrüßt – auch für die Arbeit in Deutschland. Diaspora als kirchliches Leben einer Minderheit in der Minderheit einer Minderheit wird der Normalfall werden auch in Deutschland und ist es für viele Kirchen und Gemeinden schon seit langem. Geistliche Gemeinschaft, der theologische Austausch und der helfende Beistand bleiben für die lutherische Diasporaarbeit aktuell.
Diese Aspekte prägten auch die Berichterstattung, Beratungen und weiteren Beschlüsse der Mitgliederversammlung mit Berichten aus Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, der Ukraine und auch Chile. Grüße der Verbundenheit kamen aus Brasilien, Namibia und Tschechien und boten reichlich Anlass und Inhalt für Gespräche. Beschlossen wurde, die Diasporagabe 2022 einzuwerben für das Theologische Institut Tallinn der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Estland (EELK), um für gute theologische Aus- und Fortbildung einen wirksamen Beitrag zu leisten.
Neu in den Vorstand gewählt wurden Pastorin i.R. Birgit Mahn vom MLB in Hamburg und Pastor Dr. Tim Unger vom MLB in Oldenburg. Als Gäste kamen von Schwesterwerk GAW mit Grüßen am 8. Oktober 2021 der Generalsekretär Pfarrer Enno Haaks aus Leipzig und am nächsten, zweiten Tag der Versammlung der stellvertretende Präsident des GAW, Regionalbischof Propst Dr. Johann Schneider aus Halle.
Scheidender und neuer Präsident wirkten beim Abendmahlsgottesdienst in Stadtkirche St. Marien in Wittenberg zusammen.