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Aktuelle Meldung



17.09.2015 - Kategorie: Tschechien

TSCHECHIEN: Die »Interdiac« in Český Těšín




Janka Adameová ist Leiterin der »Interdiac«, der »Internationalen Akademie für Diakonie und Christliche Sozialarbeit« in Český Těšín. Aus ihrer Vorstellung des aktuellen Programms der Akademie seien folgende Akzente besonders hervorgehoben:



Am Dienstag, dem 8. September 2015, begann der erste Kontakt im Rahmen des Double-Degree-Programms für Diakonie und Christliche Sozialarbeit, das über ein Semester Kurse für soziale, gemeinschaftsbildende und diakonische Arbeit anbietet. [»Double Degree«: »doppelter Abschluss«; bei diesem Programm erhalten die Teilnehmenden sowohl einen Abschluss der Protestantischen Theologischen Fakultät der Karls-Universität Prag als auch der »Diak«, der Diakonischen Universität Helsinki). Die Teilnehmer kommen aus der Tschechischen Republik, aus Moldawien, aus Rumänien, aus der Ukraine, aus Russland und aus Indonesien. Ein Teilnehmer stammt von den Philippinen, lebt aber in Finnland.

 

Die ukrainischen Kollegen sind im Moment mit den Lehreinheiten über Internet verbunden, weil die Visaerteilung erst auf dem Weg ist.

 

Das Programm wird von der Internationalen Akademie für Diakonie und Christliche Sozialarbeit (Interdiac) in Verbindung mit universitären Partnern in Finnland und in Prag durchgeführt.

 

Die Gruppe ist sehr vielfältig. Die Lernenden kommen aus sehr unterschiedlichen Denominationen, kulturellen und beruflichen Hintergründen. Alle sind mit Sozialdiensten verbunden und üben Diakonie als Hauptberufliche oder Ehrenamtliche aus.

 

Das Programm basiert auf den Erfahrungen von Interdiac und ihren Partnerorganisationen und enthält fünf Seminareinheiten in Český Těšín. In den Zeiten zwischen den Seminareinheiten werden die Teilnehmenden ihre praktischen Verpflichtungen zu Hause oder in Tschechien fortsetzen.

 

Die drei Elemente – Seminareinheiten, Fernstudium und Praxiseinheiten – werden die Teilnehmenden befähigen, die Ergebnisse ihres Studiums in ihre praktische Arbeit zu integrieren. Diese Methode des »Weitergebens« wird sicherstellen, dass das gesamte Umfeld der Teilnehmenden von dieser Weiterbildung profitiert, nicht nur sie als Einzelpersonen.

 

Die erste Seminareinheit konzentrierte sich auf die eigene Prägung der Teilnehmenden und den Weg, durch den diese in ihre Art der Arbeit und des Studierens integriert wird. Die Teilnehmenden haben ihre Lebensgeschichten sehr offen ausgetauscht. Dabei lag der Fokus auf den Wendepunkten in ihrem Leben, die dazu führten, dass sie mit ausgegrenzten Menschen arbeiten wollten.

 

»Weil ich selber Armut erlebt habe, aber auch durch andere meinen Wert erfahren habe, konnte ich Wege finden, selbst nach Gerechtigkeit zu suchen und für andere Möglichkeiten zu schaffen, dass auch sie sinnvoll, mit Aufmerksamkeit für andere Menschen leben können und so die Chance der Veränderung geboten bekommen.« Das sind einige der Überlegungen der Teilnehmenden im Rahmen ihrer Lebensgeschichten, die ihre berufliche Orientierung wesentlich beeinflusst haben, so dass sie Diakonie- und Sozialmitarbeitende geworden sind.

 

Der Seminarprozess nutzt auch nicht formalisierte Methoden, so dass die Teilnehmenden den Mut finden, ihre eigenen Möglichkeiten des dialogischen und an Beispielen ausgerichteten Lernens einzusetzen, neben den eher theoretischen Studien.

 

Es wurde in die Grundlagen des akademischen Englisch, des Schreibens von Berichten, der ethischen Kompetenzen und der Grundlagen der Diakonie eingeführt. Die Teilnehmenden reflektierten die Ergebnisse im Licht ihrer bisherigen Erfahrungen.

 

In einem nächsten Schritt sollen sozial-analytische Fähigkeiten entwickelt werden und die Bedeutung der Diakonie in der Praxis stärker ausgelotet werden.

 

Im Ergebnis – nach den Rückmeldungen, die die Teilnehmenden austauschten – kam eine Überraschung ans Tageslicht: Auf Grund der Vielfalt der Gruppe und des Reichtums der persönlichen Erfahrungen ist die Freiheit zu bewundern, sich selbst zum Ausdruck zu bringen und die Bedeutung des Austauschs zu erfahren. Selbst diejenigen, die nur als Fernstudierende teilnehmen konnten, haben sich als Teil der Gruppe erlebt – selbst, wenn sie »nur« vor dem Bildschirm zu Hause gesessen haben.

 

Diese erste Seminareinheit hat zutage gebracht, wie die Sorge um Menschen, der Respekt vor Unterschieden und die persönliche Zuwendung starke Verbindungen zwischen Menschen aufbauen können. Das ist ein Weg hin zu einer wirklichen Lebens- und Lerngemeinschaft. Das ist Zusammenleben in Praxis!

Janka Adameová, 17. September 2015

 

 

Der Martin-Luther-Bund wünscht diesem Studiengang guten Erfolg und Gottes Segen!