23.04.2021 - Kategorie: ELKRAS
St. Petersburg. Am Sonntag, 18. April 2021, wurden die neuen Räumlichkeiten des Russischen Evangelisch-Lutherischen Theologischen Seminars in der Kathedrale St. Peter und Paul durch Erzbischof Dietrich Brauer von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland eingeweiht.
Erzbischof Dietrich Brauer bei der Einweihung des Theologischen Seminars
Eingeräumt ist noch nicht alles …
Der Umzug des Seminars aus dem Gebäudekomplex in Novosaratovka bei St. Petersburg, wo es sich seit seiner Gründung 20 Jahre lang befunden hatte, in die Räumlichkeiten der Kathedrale wurde im Herbst 2020 eingeleitet. Das Generalkonsistorium entschied sich dafür, weil es für das Seminar sinnvoll war, im Zentrum von St. Petersburg zu sein, was neue Möglichkeiten für das Seminar schaffen würde. Die bisherigen Liegenschaften werden vermietet und tragen so einen eigenen wirtschaftlichen Beitrag zur theologischen Ausbildung in Russland bei.
Bei der Einweihung zitierte der Rektor des Theologischen Seminars, Dr. Anton Tichomirow, aus Josua 1,6–9, wo Josua sein Volk ermutigt, den Jordan auf dem Weg in eine neue Zukunft zu überqueren. Er erinnerte sich, dass dieselben Worte beim Morgengebet am allerersten Tag der Eröffnung des Seminars Ende April 1997 rezitiert wurden. An diesem Tag benutzte der erste Rektor des Seminars, Stefan Reder, die gleiche Bibelstelle, um die Lehrer und Studenten zu inspirieren, ein neues Leben im Seminar zu beginnen.
Eine Reihe von Seminarräumen, die sich meist im Nordanbau der Kathedrale befinden, sind nach Personen benannt, die mit der Geschichte des russischen Luthertums und der Geschichte des Theologischen Seminars selbst verbunden sind. So ist der Kleine Saal des Seminars nach der Dichterin Julie Hausmann benannt, der Texterin des berühmten Chorals »So nimm denn meine Hände«. Der Lesesaal im ersten Stock der Kathedrale trägt den Namen von Georg Kretschmar, dem ersten Erzbischof der ELKRAS, der beim Aufbau des Seminars eine wichtige Rolle spielte.
Eine kleine Kapelle ist Arthur Malmgren gewidmet, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Sowjetunion von 1924 bis 1936 und Rektor der theologischen Kurse in Petrograd in den 1920er Jahren. Erzbischof Dietrich Brauer erinnerte an ihn auch in seiner Predigt beim Sonntagsgottesdienst in der Petrikirche.
»Ich möchte besonders an den letzten Rektor unseres Theologischen Seminars in Petrograd-Leningrad, » Bischof Arthur Malmgren, vor der totalen Zerstörung der kirchlichen Strukturen durch die sowjetischen Behörden, erinnern«, sagte er. – »Das Schicksal der theologischen Ausbildung spiegelt in vielerlei Hinsicht das Schicksal unserer Kirche und des Landes als Ganzes wider. Das Seminar ist zu einem der Zentren des Lebenskampfes der lutherischen Kirche geworden. Trotz eines beispiellosen Drucks und eines strikten Verbots religiöser Propaganda und jeglicher geistlicher Bildung kämpfte Malmgren selbstlos für die Möglichkeit einer theologischen Ausbildung. Es war ein Kampf um die Zukunft: Ein Ringen um die Bewahrung des Wesens des lutherischen Glaubens, das ohne evangelische Freiheit und ohne eigene theologische Kompetenz nicht denkbar ist.«
Kanzlei der ELKRAS