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Aktuelle Meldung



25.02.2021 - Kategorie: Aktuelles (Startseite)

Zum 100. Geburtstag von Ingetraut Ludolphy




Der Martin-Luther-Bund erinnert dankbar an den 100. Geburtstag von Ingetraut Ludolphy, die der Arbeit des Martin-Luther-Bundes bei seiner akademischen und theologischen Tätigkeit eng verbunden war. Am 2. März 1921 wurde sie in Dresden geboren, verstorben ist sie ebenfalls dort am 17. Dezember 2014. Im Auslands- und Diaspora-Theologenheim des Martin-Luther-Bundes in Erlangen lebte sie eine Zeit lang, als sie den Schritt in »den Westen« für immer 1981 bei ihrer zweiten Rentnerreise gewagt hatte.



Prof. Ludolphy während einer Gastvorlesung 1979 in Graz – Bild: Hermann

Zurück in Dresden (2000) – Bild: Hermann

Die Kirchenhistorikerin hat beruflich zunächst als Gymnasiallehrerin für naturwissenschaftliche Fächer begonnen und sich erst nach einigen Berufsjahren zum Studium der Theologie in Leipzig entschlossen. Nach der Promotion bei Franz Lau über Henrik Steffens wandte sie sich schwerpunktmäßig reformationsgeschichtlichen Themen zu. Ihr großes Hauptwerk ist die Biographie über Friedrich den Weisen, Luthers sächsischen Kurfürsten. Dafür hatte sie in Leipzig einen Forschungsauftrag. Die Publikation dieses Buchs war der wesentliche Grund für ihre illegale Ausreise aus der DDR. Die Fürstenbiographie hätte sie dort nicht unzensiert publizieren können. Es gelang ihr, das Manuskript auf geheimen Wegen in den Westen bringen zu lassen. Danach folgte sie selbst und konnte nun die Veröffentlichung ihres Hauptwerks in Angriff nehmen. 1984 erschien das Buch mit 591 Seiten im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen. Die Theologische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ernannte die habilitierte Universitätsdozentin zur Honorarprofessorin. Sie konnte in den folgenden Jahren noch vertretungsweise auf kirchengeschichtlichen Lehrstühlen in Erlangen, Tübingen und Neuendettelsau lehren.

Die Universität Leipzig hat sie nach der Wende rehabilitiert und ihr den Professorentitel sächsischen Rechts 1994 verliehen, was ihr in der DDR mit Rücksicht auf staatspolitische Interessen nicht zugestanden worden war. 1995 siedelte sie erneut um und zog nach Dresden, in ihre Geburtsstadt im nunmehr »neuen Bundesland« Sachsen, wo doch ihre Heimat war.

Ingetraut Ludolphy war eine lutherische Theologin, deren Herz für die lutherische Kirche schlug. Das kann man in ihren vielen Veröffentlichungen, Aufsätzen, Lexikonartikeln und Editionen nachlesen. An dem Sammelband »Reformation in Europa«, der zum Lutherjahr 1967 in Leipzig und Kassel erschien, war sie maßgeblich beteiligt und verfasste dazu die Einleitung. Als Luthers berühmtes »Septembertestament«, die Übersetzungsleistung, die er auf der Wartburg fertiggestellt hatte, 1972 in einem Faksimilenachdruck erschien, schrieb sie den Begleittext dazu. Dies Werk sollte in mehreren Auflagen wieder gedruckt werden. Auch das Buch über Friedrich den Weisen wurde 2006 in Leipzig neu aufgelegt. Im Martin-Luther-Verlag erschien ihre immer noch aktuelle Ausgabe von » Luthers 95 Thesen, die sie vorher auch in der DDR bereits publiziert hatte.

Für ihre Schüler im Gymnasium und später für ihre Studenten war sie eine geschätzte Lehrerin. Auch in Osteuropa sprachen ehemalige Leipziger Studenten mit großer Achtung von ihrer Lehrtätigkeit an der sächsischen Universität. In Amerika wurde sie geehrt mit dem Titel des D.H.L. (Doctor of human letters), den sie jedoch in der DDR nicht führen durfte. In Erlangen im Heim des Martin-Luther-Bundes brachte sie sich ein als Vertretung des Ephorus in der theologischen Arbeitsgemeinschaft über Bekenntnisschriften. Auch an den Tagungen des MLB beteiligte sie sich als Referentin.

In Erlangen ging wie in Leipzig das Lehrangebot über die Theologie hinaus. Sonntags lud sie zu Exkursionen ein, bei denen sie als ehemalige Biologielehrerin die botanischen Kenntnisse der Theologiestudierenden eindrücklich zu fördern wusste.

Die letzten Lebensjahre dieser tapferen und aktiven Frau waren überschattet von schwerer Krankheit, aber sie ließ den Mut nicht sinken und lenkte am Telefonhörer noch Neudrucke ihrer Werke oder publizierte nach Diktat einen Aufsatz über ihren Lehrer Franz Lau (in: Jahrbuch des Martin-Luther-Bundes 48, Erlangen 2001, S. 205–218). So freute sie sich, dass sie immer noch wichtige Veröffentlichungen veranlassen und erleben konnte.