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Martin-Luther-Bund
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Aktuelle Meldung



16.02.2021 - Kategorie: Polen

POLEN: Ein Brief aus Włocławek




Zu Beginn des Jahres 2021 hat sich der Martin-Luther-Verein in Baden durch seinen Vorsitzenden, Pfr. Rainer Trieschmann, per Brief bei Pfr. Dawid Mendrok in Polen erkundigt, wie es um das Leben in seinen drei Gemeinden bestellt ist. Daraufhin haben wir – rückblickend auf das Jahr 2020 – von unseren Glaubensgeschwistern in Polen in den Gemeinden in Włocławek, Lipno und Rypin, rund 120 Kilometer (nord-)westlich von Warschau gelegen, nachfolgenden Brief von Pfr. Mendrok erhalten. – Der Brief wurde vom Vorsitzenden des MLV in Baden stilistisch leicht überarbeitet.



Die Kirche in Włocławek – Bild: Mendrok

Die Reparaturen nehmen kein Ende … – Bild Mendrok

Maria Magdalena und Jesus auf dem Kichentor – Bild: Mendrok

Włocławek,  Donnerstag, 11. Februar 2021

 

Lieber Pfarrer Trieschmann,

die Pandemie hat ja alles gebremst! Keine Bibelstunde, auch online nicht, denn die Älteren finden sich damit nicht zurecht. Kein Chor, es war online nur eine Katastrophe. Nur der Religionsunterricht geht gut voran, sogar sehr gut.

Es waren zu Anfang zwei Sonntage ohne den Gottesdienst. Dann habe ich einen Ausweg gefunden. Also zur Aufnahme vom Gottesdienst durften fünf Personen in der Kirche sein. Seit der Zeit – zuerst per Facebook, dann per YouTube – werden alle Gottesdienste live übertragen. Hier ein paar Links zu Gottesdiensten in » Lipno, » Rypin und » Włocławek.

Ja, letztens haben wir in der Kirche –6° C gehabt, das ist kalt! Und jetzt am kommenden Sonntag, den 14. Februar, wird unser Gottesdienst in Rypin durch TVP aufgenommen und am 21. Februar im Fernsehen gezeigt. So sitze ich an dem Thema Judas. Ob Gott ihn als Verräter brauchte? Ob wir den Versucher in unserem Leben wahrnehmen? Was ist mit dem Brotbissen? Ist der nicht wie das Abendmahl und Vergebung der Sünden?

In der langen Pandemiezeit konnte ich nicht still im Sofa mit dem Buch sitzen, und ich habe mich entschlossen, die Kleinreparaturen zu machen. Und so ist es bis heute geblieben …

In diesem Jahr werden es 200 Jahre, dass die Evangelischen in Włocławek von der Katholischen Kirche eine Holzkirche umsonst mit einem großen Grundstück ca. 0,5 ha bekommen haben. Wir haben vor, an Christi Himmelfahrt einen ökumenischen Gottesdienst zu feiern. Wir haben auch vor, in diesem Jahr das Chortreffen der Diözese bei uns zu erleben. Hotelzimmer sind schon gebucht. Was daraus wird, das zeigen uns die nächsten Monate.

Ich würde so gern zu Euch kommen und über unsere Gemeinde und das Leben bei uns berichten …

Die Folgen der Pandemie sind erschreckend! Die Mitglieder haben sich abgewöhnt, in die Kirche zu gehen; dazu noch der Frost und die Kälte; auch die Letzten sagen ab. Schwere Zeit der Seelsorge steht vor uns Pastoren.

Ich finde für mich keine andere Arbeit als die Reparaturarbeiten. Bei der Arbeit kann ich nachdenken und die Mitglieder verstehen, die jeden Tag so arbeiten und dann sich mal in der Kirchenbank hinsetzten, müde, erschöpft, aber zufrieden mit dem, was sie alltäglich schaffen.

Eure letzte finanzielle Unterstützung [Der Martin-Luther-Verein in Baden hat die drei Gemeinden in den beiden vergangenen Jahren 2019/2020 jeweils mit 2.500,– Euro unterstützt.] hat zum Teil das Gittertor zur Kirche finanziert und zum Teil den kleinen Trecker. Das Gittertor in der Kirche ermöglicht jetzt, dass wir die Kirche offenlassen können, so dass man reinschauen kann und beten. Auf dem Gitter ist die Geschichte der Auferstehung dargestellt: Maria Magdalena, die in dem Gärtner Jesus erkennt, aber ihn nicht berühren darf. Im Altarbild ist das Gebet Jesu in Gethsemane, und alles, was zwischen Altar und Gitter geschieht, das geschieht auch in der Gemeinde.

Der Trecker wird in Włocławek bei der Kirche, in Lipno auf dem Friedhof und bei der Kirche und in Rypin auf dem Friedhof und bei der Kirche benutzt. Im Sommer zum Rasenmähen, im Herbst zur Laubabfuhr. Im Winter nur hier in Włocławek zum Schneeschippen. Unterschied mit und ohne Trecker: 1 Stunde mit Trecker, 5 Stunden ohne Trecker.

Was würden wir mit Ihrer finanziellen Unterstützung dieses Jahr machen? Es sind zwei baufällige Balkone an einem Gemeindehaus, das zugleich unsere Einnahmequelle ist. Zum Teil würden wir damit die Kosten der Sanierung decken. Ein weiterer Teil wird uns einfach dabei helfen, die laufenden Kosten zu decken. Wegen der Pandemie haben viele Menschen einen reduzierten Lohn, und wir bekommen auch eine reduzierte Miete. Aber – wie ein Spruch im Polnischen besagt – »der Schneider schneidert so, wie bei ihm das Material vorhanden ist«. Und mit Gottes Hilfe schaffen wir das Notwendigste.

In vielen Familien war schon Corona. Manche trauern um die Nächsten. Schwer ist es mit all denen, die ohne Besuch im Krankenhaus oder Pflegeheim sind. Einschränkungen machen den Trost nicht leichter.

Ich hoffe, Sie sind gesund und haben auch viele gute Ideen, die Pandemiezeit zu nutzen. Ich bin Ihnen recht herzlich dankbar, dass Sie an uns denken!

Gott beschütze Euch alle!

Liebe Grüße aus Włocławek sendet
Pfr. Dawid Mendrok

 

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