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23.10.2013 - Kategorie: LD online

LD online: Deutschstunde




30. Internationaler Sprachkurs in Erlangen

 

Auszug aus dem »Lutherischen Dienst« 4/2013



LD 4/2013

Der Sprachkurs des Martin-Luther-Bundes in Erlangen, Jahrgang 2013 – Bild: MLB

 

Zwei Autos fahren in den Hof des Martin-Luther-Bundes. »Hallo! Ich bin Waldemar aus Polen«, grüßt ein junger Mann aus dem ersten Wagen. »Und ich heiße Jakub, ich komme aus Tschechien!«, tönt es aus dem anderen Auto. »Sind wir hier richtig?« Ja, hier sind sie richtig: beim Internationalen Sprachkurs des Martin-Luther-Bundes!

 

Theologen, Studierende und kirchliche Mitarbeiter aus den Diasporakirchen treffen sich im August und September bereits zum 30. Mal in der Erlanger Zentrale, um gemeinsam ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen, Kontakte untereinander zu knüpfen und das kirchliche Leben in Deutschland kennen zu lernen.

 

Im Laufe des Anfahrtstages kann die Organisatorin des Sprachkurses, Friederike Hirschmann, zwölf Personen aus elf Ländern begrüßen. Die Teilnehmer kommen aus Tschechien, Polen und Kasachstan, Slowenien, der Slowakei und Ungarn, den Niederlanden, Rumänien, Litauen und Estland. Eine Teilnehmerin kommt sogar aus dem fernen Sibirien.

 

Beim Eröffnungsabend erklingen deshalb viele verschiedene Sprachen, man kann sich zum Teil auch untereinander z.B. in Polnisch verständigen. »Doch das wird sich in den kommenden Tagen ändern. Dann reden Sie alle Deutsch!«, prophezeit Dr. Rainer Stahl, Generalsekretär des Martin-Luther-Bundes. Und tatsächlich – es dauert nicht lange und das intensive Lernen trägt Früchte. Wie haben die beiden Lehrerinnen, Katharina Bobzin und Dr. Evelin Albrecht, das nur geschafft?

 

»Mancher Lehrer würde vor Neid er­blassen angesichts so hochmotivierter, ausdauernder und interessierter Schüler«, so Albrecht, die Lehrerin der Anfängergruppe. »Da wird gefragt und probiert, da wird mit Mühen und manchmal auch auf lustige Weise die deutsche Sprache erobert. Da wird unter Lachen das lange ›e‹ geübt, das den Osteuropäern so schwerfällt und doch nach ›ä‹ klingt. Da werden kleine Texte verfasst, gehört, gelesen und gesprochen. Da wird aber auch manchmal laut gestöhnt über die Regeln der Grammatik. Aber man hilft sich ganz selbstverständlich gegenseitig. Wenn für jemanden aus der Gruppe die Erläuterung einer grammatischen Besonderheit mit Hilfe der stets paraten Wörterbücher doch nicht ganz gelingt, wird schnell mal auf Russisch, Polnisch oder Tschechisch erklärt, bis es auch beim Nachbarn ›klick‹ macht.«

 

So sind beim festlichen Abschlussabend, der viel zu schnell herannaht, alle ziemlich erschöpft, aber glücklich. Man hat viel gelernt, erlebt und gelacht.

 

Aber das Wichtigste: Beim Studium der deutschen Sprache sind echte Freundschaften entstanden. Und für uns im Martin-Luther-Bund ist es immer wieder beeindruckend, von so lebendigen Gemeinden in der Ferne zu hören und sich mit ihnen verbunden zu wissen.

Friederike Hirschmann
Evelin Albrecht

 

 

Lassen wir die Teilnehmenden selbst zu Wort kommen:

 

Marta Kubala, Utrecht/Niederlande
»Der Internationale Sprachkurs ist für mich ein Geschenk des Himmels. Bisher habe ich niemals eine Chance gehabt, unter so guten Bedingungen zu lernen. Dank des Martin-Luther-Bundes habe ich nun Kontakte zu fast allen Lutheranern weltweit.«

 

Pfarrerin Tiina Janno, Audru/Estland
»Mein Ziel ist es, theologische Literatur in Deutsch lesen und verstehen zu können, denn als lutherische Pfarrerin ist das sehr wichtig für mich. Ich bin dem Martin-Luther-Bund für den ­deutschen Sprachkurs sehr dankbar!«

 

Pfarrer Waldemar Gabrys, Leszno/Polen
»Das ist eine gute Zeit, um durch ­gemeinsame ­Gespräche Beziehungen aufzubauen.«

 

Soja Heinze, Tschernogorsk/Sibirien
»Unsere Gemeinde hat gute Beziehungen nach Deutschland, und wir haben oft Gäste, deshalb will ich besser Deutsch sprechen.«

 

Zuzana Žilinčíková, Zvolen/Slowakei
»Manchmal muss ich bei meiner Arbeit die deutsche ­Sprache verstehen und sprechen können, deshalb werde ich weiterlernen, wenn ich in die Slowakei zurückkehre.«

 

Vikar Jakub Retmaniak, Český Těšín/Tschechien
»Jetzt habe ich gelernt, wie ich Fehler in der gesprochenen Sprache vermeiden kann. Es ist wichtig, dass ­dieser Kurs in Erlangen durchgeführt wird.«

 

László Antal, Sačele/Rumänien
»Heute leben wir in einem ›Zeitalter der Information‹, da ist es sehr wichtig, mehrere Sprachen zu können.«

 

Stud. theol. Miloš Vagner, Sebeborci/Slowenien
»Dies ist nicht nur einfach Sprachenlernen, sondern auch ein Treffen von Protestanten mit Lutheranern aus ­Europa und Asien. Das hilft, Freundschaften zu knüpfen und Partnerschaften zu gründen. Das ist eine Art von Mission, die in der heutigen modernen Welt sehr wichtig ist.«

 

Juta Galkiene, Priekule/Litauen
»Ich bin nach Erlangen gefahren, weil in unserer Stadt seit 700 Jahren Deutsche gelebt haben, auch meine Großeltern und Urgroßeltern. In der Sowjetzeit war es verboten, Deutsch zu sprechen. Meine Kinder ­haben bei uns die Deutsche Schule absolviert und die Sprache gelernt.«

 

Pfarrer Roman Mazur, Prag/Tschechien
»Ich habe diesen Kurs dankbar angenommen und erwarte ­einen ›großen Sprung‹ in meinen Deutschkenntnissen.«

 

Anna Zhirokhova, Astana/Kasachstan
»An diesem Sprachkurs hier in Erlangen teilzunehmen ist für mich sehr wichtig, weil ich meine Deutschkenntnisse verbessern kann und weil es eine einmalige Möglichkeit ist, viele neue Menschen aus anderen evangelisch-lutherischen Kirchen kennen zu lernen.«

 

Pfarrer Péter Kendeh-Kirchknopf, Budapest/Ungarn
»Ich habe Deutsch in der Schule gelernt, hatte aber bisher keine Möglichkeit, es zu benutzen. Hier lerne ich die lebendige ­Sprache und dazu auch noch theologische Fachausdrücke.«

 

 

Üben, üben, üben …

 

… die beste Strategie, um eine Sprache gut zu lernen. Eine der »klassischen« Ãœbungen für die Teilnehmenden beim Internationalen Sprachkurs des Martin-Luther-Bundes ist, eine Andacht auszuarbeiten und dann auch zu halten. Die hier ­abgedruckte Andacht hielt Attila-László Antal aus Sačele in Rumänien am 10. September. Text der Lesung war Johannes 14,15–21.25.26.

 

 

Gemeinsam beten und zu Kindern Gottes werden

 

Liebe Schwestern und Brüder,

als wir vor genau zwanzig Tagen hier in Erlangen ankamen, weil wir an einem Internationalen Sprachkurs des Martin-Luther-Bundes teilnehmen sollten, kannten wir uns nicht. Wir kommen aus verschiedenen Ländern Europas.

Dann folgte unsere Vorstellung, wir haben zusammen gegessen, zusammen gelernt, gesungen, wir haben zusammen verschiedene Orte besucht, und wir waren zusammen in verschiedenen Kirchen, wo wir mit den Gemeinden am Gottesdienst teilnehmen konnten.

Dieses Zusammenkommen hat uns geholfen, einander kennen zu lernen, ein gutes Team zu bilden, auch wenn wir manchmal nicht ganz oder eventuell sogar falsch verstanden haben, was der andere uns mitteilen wollte. Oft mussten wir Sprachbarrieren besiegen, wenn wir miteinander kommunizieren wollten. Wir hatten Gelegenheit, interessante Informationen über unsere Länder und Kirchen und über un­sere Arbeit zu bekommen.

Habt ihr vielleicht schon gemerkt, dass ich etwas ausgelassen habe bei dieser kurzen Zusammenfassung dessen, was wir zusammen erlebt haben in der vergangenen Zeit?

Ja, die Morgen- und Abendandachten habe ich nicht erwähnt, als ich über die Dinge sprach, die uns zu einem guten Team machten. Die Andachten haben eine Rolle gespielt zur Bildung des Teams, aber sie bedeuteten mehr als nur das. Bei diesen Andachten war unser Verhältnis zueinander anders, wir verstanden irgendwie all das besser, was da gesungen, gehört und gesagt wurde, beinahe so, als hätten wir zusammen gedacht.

Beim Studieren des Evangeliums nach Johannes, vorangehend durch die verschiedenen Kapitel, konnten wir über die Lehre und die Werke Jesu lesen und hören. Wie er den Blinden geheilt hat, wie Jesus eine Frau, die beim Ehebruch ergriffen war, vor dem Steinigen rettete und ihr ihre Sünden verzeiht. Wir hörten, wie Jesus Lazarus auferweckt hat, wie er als der »Gute ­Hirte« für seine Schafe sorgt und über das Verhältnis zwischen ihnen. Dann lasen wir über den Einzug in Jerusalem. Jetzt kommen wir zu dem heutigen Text, dort wo Jesus uns erklärt, warum wir uns besser verstehen, wenn wir zu Gott beten, wenn wir Ihn loben. Ja, dann sind wir nicht nur ein Team, sondern wir sind seine Kinder, wir sind seine Jünger geworden. Sein Wort lehrt uns, zusammen zu denken, zu beten und Ihm zu folgen und so zu einer Gemeinde zu werden.

Ich glaube und gestehe, dass all das geschehen konnte, weil – so wie wir aus den heutigen Worten hörten – der Gute Hirte sein Versprechen gehalten hat. Er schickt uns Jemanden, der uns Tag für Tag hilft, unseren Herrn besser zu erkennen, seine Lehre zu verstehen und zu halten. Er lehrt uns, unsere Herzen zu öffnen und Ihn darin aufzunehmen. Der, den uns der Vater senden will in Jesu Namen, lehrt und hilft uns, seine Gebote zu halten und den Herrn zu lieben. Dieser Jemand ist unser Tröster, der Geist der Wahrheit, der Heilige Geist. Der Heilige Geist, der mit uns ist auch an diesem Tag, möge bei uns sein und uns in unserem Glauben stärken. Amen.

 

 

Auszug aus dem »Lutherischen Dienst« 4/2013. Wenn Sie die weiteren Artikel lesen möchten – etwa ein Interview mit Gerhard Lachner, dem gerade verabschiedeten Geschäftsleiter der »Arbeitsgemeinschaft der Diasporadienste« in Neuendettelsau, über 65 Jahre VELKD, über die Ratstagung des LWB in Genf oder über eine Reise entlang der Wolga â€“, bestellen Sie den » Lutherischen Dienst kostenlos.