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Aktuelle Meldung



16.05.2013 - Kategorie: Rumänien

RUMÄNIEN: Bischof i.R. Árpád Mózes †




Árpád Mózes, der frühere Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien, ist am 1. Mai 2013 im Alter von 82 Jahren unerwartet in Budapest verstorben. Altbischof Mózes, der 1931 in Krizba/Krebsbach im Bezirk Brassó/Brasov/Kronstadt geboren worden war, hat uns im Martin-Luther-Bund Anfang 2012 wichtige Etappen seines Lebens aufgeschrieben. Diese Übersicht sei als sein persönliches Zeugnis hier dokumentiert:



Bischof i.R. Árpád Mózes † – Bild: MLB

»Am 28. Juni 1956 war ich zum Pfarrer ordiniert worden. Am 1. Juli 1956 habe ich den Dienst als Bischofsvikar in Klausenburg begonnen. Dann wurde ich gewählt als Pfarrer der Kirchengemeinde in Székelyzsombor/Simbor. Vom 5. Juli 1957 war ich dort Pfarrer – bis zum 19. Dezember 1958, als ich von der Securitate deportiert wurde. Das Militärgericht hat mich zu 18 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Ein Jahr lang war ich im Keller der Securitate und im Gefängnis, und fünf Jahre habe ich im Donaudelta gearbeitet (in einem Zwangsarbeitslager). Nach sechs Jahren gab es für mich und die anderen Kollegen eine Amnestie und wir kamen nach Hause.

Am 1. Oktober 1964 begann ich den Dienst in den evangelischen Kirchengemeinden Nagykároly/Carei/Großkarl und Satu Mare/Szatmárnémeti/Sathmar – bis 1983. 1976 bin ich zum Dekan (oder Senior) der Diözese Temesvár gewählt worden.

1983 wurde ich zum Pfarrer und Dekan in der evangelischen Gemeinde in Arad gewählt.

Am 3. März 1992 wurde ich auf Lebenszeit zum Bischof und ersten Pfarrer in der Gemeinde Kolozsvár/Cluj-Napoca/Klausenburg gewählt.

Am 16. April 2004 bin ich in den Ruhestand gegangen.

Im ganzen habe ich in meiner Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien 48 Jahre lang gearbeitet. Davon war ich 16 Jahre lang Dekan und zwölf Jahre lang Bischof.

Im Ruhestand habe ich auch viel gemacht: Gottesdienste, Festgottesdienste in unserem Kirchenbezirk, viele Predigten in der katholischen und in der reformierten Kirche und in verschiedenen Gemeinden. Im Gefängnis und im Donaudelta habe ich auch immer im Geheimen Gottesdienste gehalten.«

 

Die Kirche schreibt in der Traueranzeige: »Seinen Glauben und sein Vertrauen in Gott behielt er dabei stets, seine Tätigkeit war durch Fürsorge und Liebe gekennzeichnet.«

Auch wir alle im Martin-Luther-Bund erinnern uns lebhaft und dankbar an »püspök úr Mózes Árpád«, an »unseren Bruder Árpád Mózes«. Wir sind mit ihm und seiner Witwe in intensiver Zusammenarbeit seit der Jahre seines Dienstes und auch während seines Ruhestands verbunden gewesen. Wir wünschen ihm, dass er jetzt die Erfüllung aller seiner Hoffnungen und Glaubenssehnsüchte erleben kann.

Seiner Witwe sagen wir den Lehrtext der Herrnhuter Brüdergemeine vom Todestag ihres Mannes zu: »Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen« (Galater 6,2). In diesem Sinne werden wir zu ihr stehen.

Diese Grüße überbrachte Pfarrer i.R. Dr. Pál Fónyad, der Bundesobmann des österreichischen Martin-Luther-Bundes, zur Trauerfeier am 22. Mai 2013 in Nagykároly/Carei/Großkarl und in Cluj-Napoca/Kolozsvár/Klausenburg im Namen des gesamten Martin-Luther-Bundes. Er sagte:

»Liebe Frau Livia! Liebe Angehörige! Liebe Trauergemeinde!

In der Stunde des Abschiedes bringe ich Grüße im Namen des Martin-Luther-Bundes in Österreich als dessen Bundesobmann und im Namen des Gesamtwerkes des Martin-Luther-Bundes, insbesondere im Namen von Generalsekretär Dr. Rainer Stahl.

Im Buch des Predigers lesen wir: ›Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde … alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun‹ (Prediger 3,1.14). Ich kann den Glauben von Árpád Mózes mit diesen Worten zusammenfassen, so wie ich ihn in unseren zahlreichen Gesprächen kennen lernen durfte.  Ein schweres Schiksal war sein Los, aus den Erfahrungen schöpfte er immer wieder Kraft für sich und für alle ihm Anvertrauten, denn er konnte auch im sinkenden Boot die von Gott ihm entgegengestreckte Hand ergreifen. Ich denke u.a. an ein Gespräch mit ihm während einer gemeinsamen Fahrt nach Stuttgart, wo wir beide auf einer Tagung Vorträge zu halten hatten. Er, der vielfach erschütterte, aber nun zur Ruhe gekommene Mensch, und damals bereits Bischof, suchte unter den veränderten Bedingungen die besten Lösungsmöglichkeiten für seine Kirche und die Gemeinden. Dies tat er nicht ausschließlich im Rückblick auf die Notzeiten in der Vergangenheit, sondern in Abwägen der realistischen Gegebenheiten der Gegenwart. Für uns im bequem gewordenen Westen war er manchmal ein mahnender Gesprächspartner, ohne sein Zeigefinger zu erheben und seine Kritik hart auszusprechen. Seine Qualitäten als Seelsorger erwiesen sich darin. Unsere Gespräche können wir leider nicht mehr fortsetzen, obwohl für diesen Sommer eine Begegnung geplant war.

Das Leben Ihrer Kirche haben wir als Martin-Luther-Bund immer mit Interesse verfolgt, und wir werden es als Erbe von Bischof Mózes auch in Hinkunft tun. Es ist keine leichte Aufgabe, die Alltagssorgen einer vielfältig in Minderheit lebenden Kirche zu tragen sowie ihre sprachliche und kulturelle Identität zu bewahren. Das ist aber ein göttlicher Auftrag, weil die Vielfalt und die Verschiedenheit der Menscheit von der Erschaffung der Welt her gegeben ist. Árpád lebte das für uns beispielgebend vor. Die Weisheit und die Lebenserfahrung des bereits zitierten und etwa 2300 Jahre alten Buches des Predigers hat auch für die Gegenwart Gültigkeit: ›Was geschieht, das ist schon längst gewesen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist‹ (Prediger 3,15).

In diesem Sinne nehmen wir, seine Freunde und Mitstreiter im Dienst in der Ferne, Abschied von Árpád Mózes in der Gewißheit der Auferstehung, denn wir wissen, dass nichts vergeblich war und dass er – so wie auch wir – stets in Gottes Hand war und jetzt nun ist.«