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06.09.2010 - Kategorie: LD online

LD online: Unser Bruder aus Australien




75 Jahre Auslands- und Diasporatheologenheim des Martin-Luther-Bundes

 

Auszug aus dem »Lutherischen Dienst« 3/2010



LD 3/2010

Artikel der »Erlanger Nachrichten« vom 26. 7. 1935 – Bild: Archiv MLB

In diesem Jahr feiert das Auslands- und Diasporatheologenheim des Martin-Luther-Bundes seinen 75. Geburtstag. Es wurde vom ersten Bundesleiter, Professor D. Dr. Friedrich Ulmer, begründet und am 11. 10. 1935 feierlich eingeweiht. In den Jahren seines Bestehens – mit einer durch die Kriegsereignisse hervorgerufenen Unterbrechung – haben Hunderte von Theologiestudierenden aus aller Welt im Haus gewohnt. Zusammen mit dem St. Thomasheim, das in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts angebaut wurde, stehen 40 Plätze zur Verfügung. Aufgenommen werden vor allem Theologiestudierende aus lutherischen Kirchen im Inland und aus den Diasporakirchen und Studierende anderer Fachrichtungen.

 

Die Gemeinschaft des Hauses ist geprägt durch tägliche Andachten, das gemeinsame Frühstück und Hausabende sowie einmal wöchentlich im Rahmen des Vorlesungsplanes der Friedrich-Alexander-Universität einen theologischen Lektürekurs mit dem verantwortlichen Ephorus, derzeit Professor em. Dr. Walter Sparn.

 

Damals formulierte es Professor Ulmer in seiner »Denkschrift über die Notwendigkeit der Errichtung eines Heims« so: »Diese Hausgemeinschaft würde in Jahren und Jahrzehnten sich in den Auslandskirchen des deutschen Luthertums geltend machen, denn das in Deutschland gemeinsam Erlebte würde ein Band der Freundschaft und Gemeinschaft um die Hausgenossen schlingen, welches manches Missverständnis und manche Feindschaft oder Voreingenommenheit zerstören könnte â€¦Â« Und heute gilt nun schon seit vielen Jahren, dass es uns um das internationale und vielnationale Luthertum geht! Ein Zeugnis der ehrwürdigen und bis heute wirksamen Geschichte kann man im Studentenbuch des Theologenwohnheimes in einem Eintrag von 1939 – und jetzt hier – nachlesen:

 

 

Am 14. September 1909 wurde ich als ältester Sohn des Pfarrers Theodor Hebart und seiner Ehefrau Anna, geb. Kempe, zu Tanunda in Südaustralien geboren. Im Jahre 1915 kam ich in die dortige deutsche Gemeindeschule. Etwas von dem schweren Schicksal des Auslanddeutschtums im Weltkrieg sollte ich auch schon in frühesten Jugendjahren kennen lernen, als im Juni 1917 sämmtliche deutsche Gemeindeschulen geschlossen wurden und ich plötzlich in die englische Volksschule gehen musste. Seitdem geschah meine Ausbildung ausschließlich in der englischen Sprache â€¦

 

Im Jahre 1925/26 erhielt ich die Universitätsreife, blieb jedoch noch 2 Jahre im College, um mich auf ein Stipendienexamen vorzubereiten, auf Grund dessen vom Staat jährlich 12 Schülern ein Universitätsstipendium gewährt wird. Es gelang mir im Jahre 1929 dieses gesuchte Stipendium und damit ein 4jähriges, freies Universitätsstudium zu erhalten, so dass ich mich im Februar 1928 auf der Universität Adelaide immatrikulieren konnte â€¦

 

Es war schon von jeher mein Wunsch gewesen, Pfarrer zu werden. Schon die Familientradition legte mir das nahe. Mein Ururgroßvater war Pfarrer in Erlangen-Bruck gewesen, mein Urgroßvater starb als Pfarrer in Eltersdorf und mein Großvater als Dekan in Leutershausen bei Ansbach. Mein Vater ist als Sendling der Neuendettelsauer Missionsanstalt Pfarrer in Australien geworden, und der Vater meiner Mutter, ein Hermannsburger Sendling, war Mitbegründer der Hermannsburger Missionsstation in Zentralaustralien. – Aber auch ein innerer Drang seit den frühesten Jugendjahren nötigte mich, nun mit dem Theologiestudium Ernst zu machen. Daher trat ich im Februar 1932 in das Immanuel-Seminar der Vereinigten Ev.-Luth. Kirche in Australien zu North Adelaide ein. Aber es war immer mein Wunsch, Theologie im Lande der Väter zu studieren, nur war mir nicht klar, wie das ermöglicht werden könnte. Als ich vom Martin Luther-Bund die freundliche Zusage erhielt, dass man mir zum Theologiestudium ein Stipendium gewähren würde, nahm ich gleich die Gelegenheit wahr, und reiste im August 1933 nach Deutschland. Im W.S. 1933/34 wurde ich als Student der Theologie an der Universität Erlangen immatrikuliert. Im W.S. 1936/37 bestand ich in Erlangen die Theologische Fakultätsprüfung. Auf Grund einer Arbeit, die ich nun über Wilhelm Löhe schrieb, wurde ich in Erlangen zum Lizentiatenexamen zugelassen, das ich im Januar 1939 bestand.

 

Zu ganz besonderem Dank fühle ich mich dem Martin Luther-Bund und seiner Bundesleitung (Prof. D. Dr. Ulmer und Pfarrer Dr. Werner) verpflichtet. Er hat nicht nur mein Theologiestudium in Deutschland ermöglicht, sondern hat auch in hervorragender Weise dazu beigetragen, mich für meine Aufgaben in der Heimatkirche vorzubereiten. Seinen Haupttagungen in Coburg, Erlangen, Hamburg und Reutlingen durfte ich beiwohnen und als Vertreter meiner Heimatkirche mit Grußwort und Predigt dienen. Dankbar denke ich an meinen Aufenthalt im Diaspora- und Theologenheim, dessen erster Senior ich war, zurück. Die Heimkameradschaft und Hausgemeinde sind mir von großem Segen gewesen. Die Hausmutter des Heims, Schwester Elisabeth Schönherr, hat mir in ihrer stillen Weise die abwesende Mutter immer wieder ersetzt. Auch ihr möchte ich hier meinen besten Dank sagen.

 

Nun kehre ich nach Australien zurück, um meiner lutherischen Heimatkirche als Lehrer am Immanuel College und Seminar zu dienen. In der Erziehung der Jugend zur Treue zur lutherischen Kirche und zum Erbe der Väter erblicke ich meine Lebensaufgabe.

 

Dem Herrn der Kirche sei die Arbeit des Martin Luther-Bundes befohlen. Er schenke allen, die hier an der una sancta in ihrer Bewegung arbeiten, Treue und Kraft und kröne alles Tun mit seinem Segen. Ihm allein sei Ehre! â€“

 

Auf der Heimreise im Roten Meer, den 23. Februar 1939.

Siegfried Hebart.

 

Auszug aus dem »Lutherischen Dienst« 3/2010. Wenn Sie die weiteren Artikel lesen möchten, z.B. über die Arbeit am Lutherischen Theologischen Seminar in Novosaratovka bei St. Petersburg, über die schwierige Lage der lutherischen Kirche in Lettland, über die Weihe der St.-Pauls-Kirche in Odessa oder über die Zeit, in der in Österreich die Bibel »heiße Ware« war, bestellen Sie den » Lutherischen Dienst kostenlos.