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Aktuelle Meldung



16.05.2024 - Kategorie: Aktuelles (Startseite)

Der Martin-Luther-Bund hat einen Freund verloren




Am Abend seines 95. Geburtstages ist Landesbischof i.R. Professor Dr. Gerhard MĂĽller, D.D., in Erlangen gestorben. Bis in sein hohes Alter war er ständig als Gast und Berater bei den Sitzungen der Leitungsgremien unseres Diasporawerkes dabei. Wir haben seinen Rat sehr geschätzt und danken ihm fĂĽr sein Engagement.



Gerhard Müller † – Bild: MLB

Gerhard MĂĽller ist am 10. Mai 1929 in Marburg geboren. An der dortigen Universität hat er Theologie studiert, hier wurde er promoviert und habilitiert. 1967 folgte er dem Ruf an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-NĂĽrnberg. Damit wurde er als Professor fĂĽr Neuere Kirchengeschichte Nachfolger des von ihm geschätzten Wilhelm Maurer, den er schon als junger Student in Marburg kennengelernt hatte.

Intensive Forschungen ĂĽber die römische Kurie in der Zeit der Reformation machten seinen Horizont weit und sicherten ihm den Platz in der Forschung, den er seitdem gerne aktiv ausgefĂĽllt hat. Seine zahlreichen Studien zu Martin Luther durchdachte er in seinen letzten Arbeitsjahren neu fĂĽr einen groĂźen Leserkreis: »Einsichten Martin Luthers – damals und jetzt« (Erlangen ²2017). Hier sollte »Interessierten ein Zugang zu dem nicht leicht zugänglichen Denken [des Reformators] ermöglicht werden«. Es ging ihm um die Frage, »wie wir Evangelischen heute mit dem umgehen, was Luther wichtig war«. Er war ja in der Lutherforschung anerkannt als Autor wichtiger Werke und als tatkräftiger Organisator fĂĽr die Fachgremien. Von 1975 bis 1983 war er Präsident der Luther-Gesellschaft und 1997 Präsident des Lutherforscherkongresses in Heidelberg. In die Erforschung der Reformationsgeschichte der alten Metropole NĂĽrnberg brachte er zusammen mit Gottfried SeebaĂź die zehn Bände umfassende Quellenedition Andreas Osiander Gesamtausgabe (1975–1997) ein. Die theologische Wissenschaft verdankt ihm als dem Herausgeber das derzeit umfangreichste Fachlexikon im deutschsprachigen Raum, die Theologische Realenzyklopädie (36 Bände, 1977–2004). Hierzu pflegte er ein groĂźes Netz von Beziehungen zu Mitarbeitern, die zu den vielen einzelnen Stichworten Artikel lieferten. Die Aufgabe als Hauptherausgeber fĂĽhrte er auch als Bischof weiter, um den Fortgang des groĂźen Projekts nicht in Gefahr zu bringen.

Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz hat ihn bereits 1979 zu ihrem Mitglied gewählt. Die Universität St. Andrews (Schottland) hat ihm 1980 die EhrendoktorwĂĽrde verliehen.

1982 verließ er die Erlanger Universität und damit die meisten der vielfältigen Aufgaben in der Wissenschaft. Jetzt übernahm er das Amt des Landesbischofs in Braunschweig, in das ihn die Landessynode gewählt hatte. Hier war er bis zu seinem Ruhestand (1994) tätig. Er legte großen Wert auf seine Aufgabe als Seelsorger der Pfarrer und wirkte vielfältig ins Braunschweiger Land hinein. Diese Kontakte pflegte er im Ruhestand weiter – auch zusammen mit seiner seinen Dienst begleitenden Frau, Ursula Müller, geb. Herboth (1930–2013). Am Dienst seiner Landeskirche nahm er lebhaft teil.

In der Zeit seines Dienstes in Wolfenbüttel übernahm er auch den Vorsitz im Rat der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen (1982–1986) und des Leitenden Bischofs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (1990–1993). Als Bischof blieb er Seelsorger und war hoch geschätzt. Wissenschaftliche Arbeit und der Auftrag als Seelsorger waren für ihn nicht getrennte Bereiche.

Im Ruhestand kehrte er nach Erlangen zurĂĽck. Hier entstand dann auf Bitten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern das Handbuch der Geschichte der evangelischen Kirche in Bayern, dessen beide Bände (2000 und 2002) er mit Kollegen zusammen herausgab. Zu seinem 90. Geburtstag erschien der Aufsatzband Argument und Einsicht (2019), der seine wissenschaftlichen Forschungen der letzten Jahre bĂĽndeln konnte.

Für den Martin-Luther-Bund – das soll an dieser Stelle neben all dem anderen besonders genannt werden – wurde er tätig als Ephorus im Auslands- und Diasporatheologenheim (1973–1980). Für viele Studenten war er in dieser Zeit Berater und Mentor. – Im tätigen Ruhestand in Erlangen zurück, wurde er zum Stellvertretenden Präsidenten des Bundes gewählt (1994–1999). Über diese Amtszeiten hinaus blieb er immer ein Kurator und fürsorglich-hilfsbereiter Freund und Förderer unserer Diasporaarbeit und hielt viele Kontakte in die lutherische Diaspora. Wir gedenken seiner in großer Dankbarkeit.

Der Präsident des Martin-Luther-Bundes
Dr. Tamás Fabiny, Leitender Bischof der ELKU

Der Stellvertretende Präsident des Martin-Luther-Bundes
Prof. Dr. D. Rudolf Keller



Der Trauergottesdienst am Mittwoch, den 22. Mai, um 12 Uhr in der Neustädter Kirche in Erlangen mit anschlieĂźender Beisetzung wird gehalten vom Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig Dr. Christoph Meyns.