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Aktuelle Meldung



20.06.2022 - Kategorie: ELKRAS, Ungarn

UKRAINE: Nachrichten aus Kirche und Land




Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine (DELKU) ist jetzt Vollmitglied im Lutherischen Weltbund. – Pavlo Shvarts, Bischof der DELKU, berichtet über die Situation seiner Kirche. – Der LWB fordert in einer Erklärung das Ende des Krieges in der Ukraine und »entschlossenes Handeln« zur Bewältigung anderer Konflikte. – Bischof Shvarts besuchte Ungarn auf Einladung von Bischof Tamás Fabiny.



Die Bischöfe Shvarts und Fabiny beim Austeilen des Abendmahls beim gemeinsamen Gottesdienst in Budapest. – Bild: ELKU

Die Ratsmitglieder des LWB bei der Abstimmung – Bild: LWB/S. Gallay

Der Rat des Lutherischen Weltbundes in Genf entschied bei seiner diesjährigen Sitzung im Juni einstimmig, die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine (DELKU) als Vollmitglied in den LWB aufzunehmen. Bisher war die DELKU über die Mitgliedschaft des Bundes der ELKRAS (Evangelisch-Lutherische Kirchen in Russland und anderen Staaten) Teil des LWB.
» Zur vollständigen Meldung des LWB

 

Pavlo Shvarts, Bischof der DELKU, betonte, wie wichtig dieser Schritt für seine Kirche sei. Er berichtete über die Situation seiner Kirche und rief in Erinnerung, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine eigentlich bereits vor acht Jahren mit der Annexion der Krim begonnen habe. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sei im Moment die praktische und psychologische Unterstützung der Pfarrer selbst. »Die Verkündigung des Evangeliums bringt die Hoffnung, dass Gott immer bei uns ist, trotz der Umstände und dessen, was in unserer Nähe geschieht. Er ist derjenige, der uns hilft, der uns zuhört«, so Shvarts.
» Zur vollständigen Meldung des LWB

 

Der Rat des LWB veröffentlichte nach seiner Sitzung eine »Erklärung zum Krieg in der Ukraine und anderen Konflikten«. Der Rat äußerte sein Entsetzen zur Lage in der Ukraine und forderte verstärkten Einsatz auch zur Lösung anderer Konflikte in aller Welt. Er erinnerte dabei an die »Erklärung über Frieden und Gerechtigkeit«, die der LWB 1984 bei seiner Vollversammlung in Budapest verfasst hatte: »… sind wir der Überzeugung, dass Friede der Wille Gottes für die gesamte Schöpfung ist. Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein. Es kann keinen dauerhaften Frieden geben, solange Ungerechtigkeit herrscht, Menschen verhungern oder wegen ihres Glaubens, ihrer Weltanschauung, Rasse, ihrer Geschlechtszugehörigkeit oder ethnischen Herkunft unterdrückt, verfolgt oder diskriminiert werden. … Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit und keine Gerechtigkeit ohne Frieden…«
» Zur Erklärung des LWB

 

Zwei Wochen vor der LWB-Sitzung, vom 27 bis zum 30. Mai 2022, besuchte Shvarts Budapest, auf Einladung von Dr. Tamás Fabiny, dem leitenden Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn und Präsident des Martin-Luther-Bundes.


Der Bischof kam mit seiner Familie und seiner Assistentin, Kateryna Nikonorova. Agata, die Frau des Bischofs, und ihre drei Kinder leben seit Kriegsbeginn in Polen und freuten sich sehr über diese Gelegenheit zu einer kurzen »Familienzusammenführung« in der ungarischen Hauptstadt.

 

Am 27. Mai predigte Bischof Shvarts unter freiem Himmel vor fast tausend Menschen im Gottesdienst des Missionstages der nördlichen Diözese auf einem der schönsten Plätze Budapests. Seine Worte wurden von Pastor István Thuránszky ĂĽbersetzt. Der Predigttext Johannes 6,37 war auch das Thema des Missionstages unter dem Titel »Begegnung mit Dir«: Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoĂźen. In seiner Predigt sprach der Bischof ĂĽber die Aufnahme der FlĂĽchtlinge und dankte fĂĽr die erfahrene Hilfe. Beim Gottesdienst teilten die beiden Bischöfe und 15 ungarische Pfarrer das Abendmahl aus. Zu diesem Anlass wurde auch die Familie des Bischofs von der Gemeinde mit groĂźer Herzlichkeit begrĂĽĂźt. Ein Teil des reichhaltigen spirituellen und kulturellen Programms des Missionstages bestand in mehreren Schilderungen ĂĽber die Arbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn unter den FlĂĽchtlingen aus der Ukraine. Auch Vertreter von »Hungarian Interchurch Aid« waren anwesend, die im Rahmen der »Act Alliance« wertvolle Hilfe leisten; unter anderem wurde in L’viv/Lemberg ein HilfsbĂĽro eingerichtet.

 

Sehr berĂĽhrend war der Bericht einer jungen Ukrainerin. Sie erzählte von der groĂźen Hilfsbereitschaft, die sie und ihre Familie in der ungarischen evangelischen Kirche erfahren hätten. FĂĽr ein Projekt der DELKU wurden während des Missionstages insgesamt 1600 Euro gesammelt.

 

Am Wochenende stand für die Familie von Bischof Shvarts eine Stadtrundfahrt in Budapest auf dem Programm – eine Gelegenheit für ein wenig Erholung. Am Sonntag diente er in der Burggemeinde im Burgviertel von Budapest. Nach der Predigt von Bischof Fabiny begrüßte Bischof Shvarts die Gemeinde und nahm an der Liturgie teil. Danach gab es ein langes Gespräch im Gemeindesaal: Die Mitglieder der Gemeinde hörten mit großem Interesse dem Bericht über das Leben und die Nöte der Lutheraner in der Ukraine in diesen Zeiten des Krieges zu. An dem Gespräch beteiligten sich mehrere ukrainische Flüchtlinge, darunter eine sechsköpfige Familie, die seit Wochen im Kirchensaal der Burggemeinde untergebracht sind.

 

Am Montagmorgen erwartete die ukrainischen Gäste ein reichhaltiges Programm. Sie besuchten zuerst die Schule mit etwa 50 Schülern und Lehrern, die aus Kiew, Charkiv und anderen Städten geflohen sind. Die Schule war gleich zu Beginn des Krieges im Zentralbüro der ELKU eingerichtet worden. Viele der Mitarbeitenden der ELKU engagieren sich hier ehrenamtlich. Schließlich sahen sich der Bischof und seine Familie das ursprüngliche handschriftliche Testament von Luther Martin an.

 

Wir hoffen, dass dieser Bischofsbesuch die Verbindung beider Kirchen und beider Länder in dieser furchtbaren Kriegssituation gestärkt hat, dass er zur Stärkung des gemeinsamen Gebets beigetragen hat und dass die Solidarität und die christliche Hilfe für Bedürftige weiter zunehmen wird.

Orsolya Heinczinger/Bischofsamt der ELKU

 

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