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Aktuelle Meldung



05.11.2012 - Kategorie: ELKRAS

ELKRAS/ELKUSFO: Jubiläum in Wladiwostok I




Gleich drei Berichte erreichten uns von den groĂźen Jubiläumsfeierlichkeiten »20 Jahre Wiedererstehen der Paukuskirche«, die vom 28. bis 30. September 2012 in Wladiwostok stattfanden. Beginnen möchten wir mit dem Bericht von Propst Manfred Brockmann:



Jeden Abend gab es ein Kirchenkonzert, jeden Abend war die Pauluskirche voll. – Foto: Lassila

Die Pauluskirche in Wladiwostok mit dem neuen Zaun: ein Projekt des Martin-Luther-Bundes – Foto: Lassila.

»Womit beginnen? Am besten damit:

38 Ehrengäste aus aller Welt waren gekommen, darunter vier Bischöfe:
– Otto Schaude, Omsk, ELKUSFO, mit Frau,
– Gerald Mansholt, USA, Central States Synod, Partnerkirche der Propstei FernOst, mit Frau,
– President Hyun-Sub Um, Lutheran Church in Korea, Partnerkirche der Propstei FernOst,
– Generalbischof Dr. Miloš Klátik, Evangelische Kirche A.B. in der Slowakei, die uns einmal eine Vikarin schickte,
zwei Vertreter deutscher Botschaften:
– Botschaftsrat Wolf Grundies, Moskau, und Botschafter Gerhard Thiedemann mit Frau, Pjöngjang, Nordkorea,
– Pastor Dr. Olli-Pekka Lassila, Finnland, der uns als frĂĽherer Europareferent des Lutherischen Weltbundes sehr geholfen hat,
– Pastor Dr. Karl-Heinz-Schell, Peking, China,
– Pastor Otto Pfingsten, Deutschland, der noch vor Propst Brockmann die Pauluskirche in Wladiwostok 1992 entdeckte,
– Professor Dr. Ulrich Plueddemann mit Frau, SĂĽdafrika, Synode der Kapkirche,
– Kirchenmusikdirektor Henner Schwerk, Deutschland, der uns in der Pauluskirche prächtige Orgelkonzerte bescherte,
– Torsten Griess-Nega, Deutschland Unternehmer und Sponsor,
– Andreas Loquai, Deutschland, aufrechter Lutheraner, Holzkunstfabrikant, der uns zwei Holztafeln mit Worten aus Psalm 127 schenkte,
– Nicolas Dautricourt, Paris, Frankreich, der uns phantastisch die Solosonaten und -partiten von Bach spielte
und viele andere mehr â€¦ (siehe die Liste auf » www.luthvostok.com).

Viele GruĂźworte aus aller Welt kamen bei uns an: Im Laufe von zwanzig Jahren kontinuierlichen Lebens und Wirkens gewinnt man schon so manche Freunde und Partner â€¦

Die Internationalität der Gäste hatte zur Folge, dass wir das Evangelium des Festgottesdienstes am 30. September in acht verschiedenen Sprachen hören konnten: in Russisch, Deutsch, Englisch, Koreanisch, Chinesisch, Finnisch, Slowakisch und Afrikaans.

Der Präsident unserer Synode, Jewgenij Filipoff, sprach ein GruĂźwort. Bischof Schaude predigte ĂĽber Psalm 84 und sprach da sehr eindrĂĽcklich ĂĽber die ›Freude in dem lebendigen Gott‹ (V. 3), die Freude als positive Gegenkraft in der tristen und dummen Gesellschaft dieser Welt! ›Die Freude am Herrn ist eure Stärke‹ (Nehemia 8,10). Mit diesen Worten, mit denen man sich frĂĽher oft in BrĂĽdergemeinden in Russland begrĂĽĂźte, haben viele Menschen dieses Land ertragen. Hierzu passt gut, dass so manches GruĂźwort uns ›Fröhlichkeit‹ und ›Musik‹ wĂĽnscht. Das erste fehlt dem unglĂĽcklichen Russland so oft, das zweite liebt man in Russland so sehr. (Vielleicht, weil das erste oft fehlt?).

Wir eröffneten am 28. 9. unsere Ausstellung ›Geschichte der Pauluskirche Wladiwostok von ihren Anfängen bis zur Gegenwart‹, ein Meisterwerk unserer Ludmilla Pedjasch und Nelly Sadowa. Zugleich stellte unsere Irina Barsegowa aufgrund unserer Quellen (zumeist Manfred Brockmanns TagebĂĽcher) ihr interessantes BĂĽchlein her ›Geschichte der Wiedererstehung und Restaurierung der evangelisch-lutherischen Pauluskirche zu Wladiwostok‹, in Fortsetzung des BĂĽchleins von N. von Hauffe ›Kurzer historischen Abriss der Entstehung und des Lebens der Lutherischen Kirche in FernOst‹ vom Jahre 1924 (!). Lothar Deeg, St. Petersburg, stellte die englische Ăśbersetzung seines Buches ›Kunst und Albers Wladiwostok‹ vor.

Dann folgte das erste Orgelkonzert von KMD H. Schwerk. Er hatte am 26. 9. schon in der Lukasgemeinde Arsenjeff gespielt.

Am 29. 9. konnten Interessierte vormittags an einer Exkursion mit Dozentin Nelly Mis teilnehmen: ›Das deutsche Wladiwostok‹. Abends fand dann das groĂźe Festkonzert mit Chor und Orchester in der Pauluskirche statt.

Der groĂźe Empfang am 30. September in der Pauluskirche war ohne Zweifel der Höhepunkt unserer Festtage, vor allem weil er so lebendig und kommunikativ war. Noch heute hören wir darĂĽber ein begeistertes Echo: wie viele Begegnungen zwischen so verschiedenen Menschen aus verschiedenen Völkern und Kulturen! Besonders interessant war sicher die Begegnung zwischen dem sĂĽdkoreanischen Konsul (dessen Frau im festlichen traditionellen Kleid dabei war) und dem Präsidenten der ›Lutheran Church in Korea‹ einerseits und dem deutschen Botschafter Thiedemann aus Nordkorea andererseits; es gab viel ĂĽber die Lage der Christen in Nordkorea zu sprechen.

Weiter gingen die Festtage dann in die traditionellen Deutschen Kulturtage ĂĽber, die bis zum 9. 10. dauerten. Hier gab es wie immer viel Musik. Ein besonderer Höhepunkt war diesmal das Spiel des französischen Geigers Nicolas Dautricourt, Paris, der uns die Solosonaten und Solopartiten von Bach zu Gehör brachte, fĂĽr jeden Musikliebhaber etwas ganz Besonderes. Wir hatten aber auch einen Musikabend der Polnischen Gesellschaft.

Und so haben wir diesmal die Freude gehabt, nicht nur Deutschland vorzustellen, sondern auch seine beiden Nachbarstaaten, mit denen unser Land immer solch eine schwierige Geschichte hatte. Da sind wir ja richtig auf dem Weg zu ›Europäischen Kulturtagen‹ in Wladiwostok!

Wie sehr die Menschen hier in unsere Kirche strömen, kann man auf manchen Photos sehen. Auch der Gottesdienstbesuch hat dabei zugenommen. Wir liegen als geistliches, kulturelles, menschliches Zentrum in der Mitte der Stadt.

Nicht zu vergessen sind die Treffen der studentischen Jugend, im Goethelesesaal am 5. 10. und auf unseren traditionellen ›Philosophischen Vorlesungen‹ in der Pauluskirche am 6. 10., die diesmal unter dem Thema ›Kulturelle Ausweitung in Russisch Fern Ost – 20 Jahre auf dem Weg – die Lutherische Kirche als Treffpunkt der Kulturen‹ standen. Da war besonders beeindruckend, wie gut die Philosophiedozentin Jelena Sergejewna Grischina ĂĽber lutherische Theologie Bescheid wusste und deren Denken und Ethik schätzte: Kritisches Denken, Unterscheidungen, Aufklärung, Bescheidenheit, ›Wo ist der gesunde Mittelstand?‹ – darĂĽber wurde hier gesprochen. ›Man muss bei der Ethik anfangen, wenn man miteinander weiterkommen will‹, sagte sie; und da ist ja auch etwas dran.

Wir danken allen, die bei diesen reichen, lebendigen Tagen mitgemacht haben. Wir danken auch allen unseren Sponsoren.

Manfred Brockmann, Pastor an der Pauluskirche zu Wladiwostok,
Propst des Russischen Fernen Ostens, Honorarkonsul a.D.