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Aktuelle Meldung23.05.2011 - Kategorie: ELKRAS
ELKRAS/ELKER: Nagelkreuz aus Coventry an die Gemeinde Kaliningrad übergebenFür ihren Dienst an der Versöhnung zwischen Russen und Deutschen bekam die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Kaliningrad (Königsberg) am 8. Mai 2011 in einem feierlichen Gottesdienst das Nagelkreuz aus Coventry verliehen. Eigens dafür angereist waren Reverend Tim Pullen aus Coventry, Pastor Frieder Petersen, Vorsitzender des Nagelkreuzzentrums in Kiel, und Pastor Hartmut Ebmeier, der Vorsitzende der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland. Das Nagelkreuz als Zeichen der Versöhnung hat seinen Ursprung in der Stadt Coventry in England. Bei deutschen Bombenangriffen wurde im Jahr 1940 auch die Kathedrale dieser Stadt zerstört. Aus drei Zimmermannsnägeln, die ursprünglich das Deckengewölbe der Kathedrale zusammengehalten hatten, schuf einer der Aufräumarbeiter das erste »Nagelkreuz«. Nach dem Ende des Krieges begann der Dompropst von Coventry, Richard Howard, ebensolche Nagelkreuze als Zeichen der Versöhnung zu überbringen. Sie sollen an Orten stehen, an denen nach Zerstörung und Tod an einem Neubeginn und an einem friedlichen Miteinander ehemals verfeindeter Völker gearbeitet wird. In Deutschland steht das Nagelkreuz an über 50 Orten, darunter auch in der wiederaufgebauten Frauenkirche in Dresden und in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Kaliningrad ist nach St. Petersburg das zweite Nagelkreuzzentrum in Russland. Das Nagelkreuz ist jetzt auch eine weitere Verbindung zu den Partnern der Propstei Kaliningrad in Kiel, denn dort befindet sich schon seit 1947 ein Nagelkreuz aus Coventry und somit das älteste Nagelkreuzzentrum Deutschlands.
Die Bemühungen, das Nagelkreuz auch nach Kaliningrad zu bringen, gab es schon lange.
Besonders engagierten sich dafür Propst Jochen Löber und Varia Muradowa, die als Delegierte der Gemeinde im letzten Jahr in Coventry an einem Vorbereitungsseminar teilnahm. Aussschlaggebend für die Verleihung dieses Kreuzes war, dass die Gemeinde in Kaliningrad in beispielhafter Weise für die Eingliederung von Russen und Russlanddeutschen offen ist, und dass besonders durch humanitäre Hilfe Unterstützung geleistet wird. Das Nagelkreuz soll aber nicht nur Symbol für Versöhnung zwischen den Völkern sein, sondern auch Christen in der Ökumene vereinen. Deswegen ist es schön, dass zu dem Gottesdienst als Gäste nicht nur Konsul Wolfgang Birmans vom deutschen Generalkonsulat, sondern auch Vertreter anderer Konfessionen gekommen waren: Vater Thaddäus von der katholischen, Vater Antoni von der orthodoxen und Vater Toros von der armenischen Gemeinde. Der Vertreter der orthodoxen Gemeinde verneigte sich vor dem aufgehängten Kreuz und küsste es. In Zukunft wird das Kaliningrader Nagelkreuz auch als Symbol der interkonfessionellen Verständigung alle ökumenischen Veranstaltungen begleiten.
Den Gottesdienst mit der Feier des heiligen Abendmahls führten Pastor Löber, Pastor Ebmeier und Reverend Pullen, unter Mitwirkung von Pastor Petersen und Vikar Engel. Die Liturgie zur Übergabe des Kreuzes sowie der Ausgangssegen wurden in drei Sprachen gesprochen, in Englisch, Deutsch und Russisch. Eva-Maria Funke
Auszüge aus Grußworten:
Grußwort aus Kiel, von den Pröpsten Thomas Lienau-Becker und Kurt Riecke: »Kaliningrad, Coventry und Kiel haben in ihrer Geschichte furchtbar erleben müssen, was Krieg und Feindschaft bedeutet und welches Leiden dadurch über die Menschen kommt.
Viele reagieren auf zugefügtes Leid mit Hass und Gegengewalt. So steckt es tief in uns Menschen. Zugleich wissen wir, wie wenig dadurch die Verletzungen und die Beziehungen geheilt werden können. Im Gegenteil, die Konflikte verschärfen und vertiefen sich, der Hass wächst und wir entfernen uns immer mehr voneinander.
Gott hat in dieses Geschehen eingegriffen. Indem er in Jesus Christus in diese Welt gekommen ist, hat er ein Zeichen der Versöhnung gesetzt, das uns einen Ausweg zeigt. Er hat die Welt auf diesem Weg mit sich versöhnt und sie nicht auf die sündhafte Trennung von ihm festgelegt. So ist endlich ein vertrauendes Miteinander von Mensch und Gott möglich geworden.
Mit dieser Erfahrung sendet uns Gott nun in diese Welt, in der es nach wie vor so viel Feindschaft gibt. Das Ringen um Versöhnung hat in keinster Weise an Bedeutung verloren.«
Grußwort von Pastorin Christa Hunzinger, Europareferentin am Nordelbischen Missionszentrum:
Was für ein symbolträchtiger Ort ist dafür Ihre Auferstehungskirche in Kaliningrad, dem früheren Königsberg! Der Name Ihrer Kirche erinnert an die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, den Gott von den Toten auferweckt hat und neues Leben geschenkt hat. Er erinnert zugleich an die Auferstehung Ihrer Stadt zu neuem Leben aus den Ruinen der in den letzten Monaten des Krieges so zerstörten Stadt. Und er erinnert an die Auferstehung Ihrer Gemeinde nach Jahrzehnten des Atheismus und der Verfolgung von Christen in der Sowjetunion.
Es ist wichtig, die Zerstörung und das Leiden so vieler Menschen am Krieg und seinen Folgen nicht zu vergessen. So wie unsere jüdischen Geschwister sagen: ›Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung. Vergessen führt in die Verbannung.‹ So haben Sie im Garten Ihrer Kirche in den letzten Jahren verschiedene Gedenksteine errichtet, damit das Leid von Menschen nicht vergessen wird. Und genauso ist es wichtig, nach neuen Wegen in eine gemeinsame Zukunft zu suchen – in Ihrer Gemeinde, die Menschen verschiedener Nationalitäten miteinander verbindet, in Ihrer Stadt zwischen den Menschen verschiedener Konfessionen und Religionen und Herkunftsländer, in unserer Welt.
Wir sind dankbar, dass wir als Nordelbische Kirche mit Ihrer Propstei partnerschaftlich verbunden sind. Durch die Verleihung des Nagelkreuzes wird eine wichtige Ebene der Partnerschaft deutlich: die gemeinsame Arbeit für Versöhnung. Gemeinsam möchten wir mit Ihnen weiter auf dem Weg sein zur Versöhnung zwischen Russen und Deutschen, zwischen Christen verschiedener Konfessionen, zwischen Christen, Juden und Muslimen, und auch zwischen Christen und Atheisten.« |
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